Schwanenorden

[503] Schwanenorden, 1) sagenhafter Orden in Kleve, gestiftet im 6. Jahrh. vom Ritter Eslin, zum Andenken an seine Vertheidigung der Prinzessin Beatrix, Tochter des Herzogs Theoderich von Kleve, gegen die Bewerber um ihre Hand u. seiner Verheirathung mit ihr, zum Schutz der Religion u. zur Abwehrung der Folgen aller Herausforderungen zu Zweikämpfen. Zeichen: ein sitzender Schwan an goldener Kette. 2) (Orden des Schwans od. U. L. F. von Brandenburg, Sodalitas Beatae Mariae Virginis), gestiftet 29. Sept. 1440 vom Kurfürsten Friedrich II. von Brandenburg als geistliche u. Andachtsgesellschaft für fürstliche, rittermäßige u. adelige Personen; das Kloster auf dem Berg bei Altbrandenburg wurde zum Hauptsitz dieser Gesellschaft bestimmt, deren Zweck sein sollte, unter dem Adel u. den Hofleuten Frömmigkeit zu verbreiten u. Liebe zwischen dem Kurfürsten u. den von seinem Vater, Friedrich I., unterworfenen märkischen Vasallen zu stiften. Die Ordenspflicht gebot den Mitgliedern u.a. täglich 7 Vaterunser u. 7 Ave Maria zu beten od. 7 Pfennige an die Armen zu geben; Unkeusche, Trinker, Verräther, Wegelagerer wurden ausgeschlossen. Am 15. August 1443 erhielt der Orden seine Statuten; darnach hatten die Mitglieder jährliche Beiträge zur Ordenskasse zu bezahlen, fanden aber im Verarmungsfalle Aufnahme an dem Hofe od. in den Schlössern des Kurfürsten. 1459 wurde der Orden, wegen seiner weiten Verbreitung über Deutschland, in die zwei Provinzen diesseit u. jenseit des Thüringer Waldes getheilt u. Onolzbach zum Filiale ernannt; als 1511 Markgraf Albrecht Hochmeister des Deutschen Ordens in Preußen geworden war, machte er die Schloßkirche in Königsberg zum zweiten Filiale. Die Ordensgüter waren sehr bedeutend u. wurden von vier Hauptleuten verwaltet. Ordenszeichen: eine kreisförmige Bremsenkette (d.h. aus gegenüberstehenden Sägeblättern zusammengesetzte Kette) von 13 Gliedern, dazwischen mit blutenden Herzen, daran das Bild Mariä mit dem Jesuskind, auf einem Mond sitzend u. mit Strahlen umgeben u. der Überschrift: Gegrüßet seist du der Welt Frau! an dem untersten Sonnenstrahl ein aus einer weißen, in goldenen Franzen ausgehenden Handquele gewundener Ring, darin ein Schwan (Frank) mit ausgebreiteten Flügeln. Der Orden erlosch, ohne eigentlich aufgelöst zu sein, milder Reformation, indem seit 1539 keine Mönche mehr in das Kloster aufgenommen werden durften, 1547 der letzte Propst starb u. die Klostergebäude 1557 abgetragen wurden; die Güter gingen in den Besitz der verschiedenen Landesfürsten über. Erneuert ward der S. vom König Friedrich Wilhelm IV. am 24. Decbr. 1843. der Zweck sollte ähnlich dem frühern sein: Bekenntniß der christlichen Wahrheit durch die That; das erste Zeichen für denselben die Stiftung eines evangelischen Mutterhauses in Berlin, für Krankenpflege in großen Spitälern; Ordensstatuten sollten neu entworfen werden, der Eintritt Männern u. Frauen, ohne Ansehung des Standes u. der Confession, freistehen u. freiwillig geschehen, ebenso der Austritt; die bei der Pflege der Leidenden, reuigen Gefallenen u. Bestraften unmittelbar Wirkenden, sowie die hierbei beschäftigten Priester sollten kein Ordenszeichen tragen, dasselbe auch keine Auszeichnung für Verdienst sein, nur behielt sich der König vor goldene Ketten an königliche u. erlauchte Personen als Zeichen des S-s zu senden; die Königin sollte Großmeisterin sein. Nur Anstalten, welche von dem Orden ausgingen, sollten zu demselben gehören u. durch gemeinsames Wirken der Mitglieder desselben wirken, schon vorhandene u. sonst errichtete Wohlthätigkeitsanstalten nicht. Ordenswahlspruch: Gott mit uns. Es ist indessen bei der Stiftungsurkunde geblieben u. eine nähere Entwickelung derselben nicht erschienen. Vgl. Stillfried Rattowitz, Der S., 2. A. Halle 1846. 3) S. an der Elbe, so v.w. Elbschwanenorden, s.d.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 503.
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