Theokrĭtos

[484] Theokrĭtos, 1) griechischer Bukoliker, Sohn des Praxagoras aus Syrakus, von 269–214 v. Chr., lebte theils in Alexandria, von Ptolemäos Philadelphos sehr geschätzt, theils in Syrakus unter Hiero II., auf dessen Befehl er, weil er sich ungebührlich über dessen Sohn geäußert hatte, hingerichtet worden sein soll. Er ist der Begründer der Bukolischen Dichtungsart, insofern er dieselbe zu einer Kunstform erhob. Die größeren Gedichte des Th., 30 an der Zahl, schon früh von dem Grammatiker Artemidoros (gegen 230 v. Chr.) gesammelt, sind theils Idyllen (Ηἰδύλλια, d.i. Bildchen), Schilderungen von Scenen aus dem Hirtenleben od. aus dem Leben der niederen Stände, theils Erzählungen aus der Mythologie (z.B. Hylas, Dioskuren, Herakles, Mänaden). Außer diesen größeren schrieb er noch 22 Epigramme u. Technopaignia. Die Menschen in den Theokritischen Idyllen sind einfach u. natürlich nach dem wirklichen Leben geschildert, ohne die Sentimentalität der neuern bukolischen Poesie, nur etwas durch die Poesie gehoben. Der Dialekt ist eigentlich der dorische Siciliens, doch gemischt mit den Formen anderer Dialekte. Ausgaben: zuerst (vermuthlich) Mail. 1481; neuere: von D. Heinsius, Heidelb. 1604; I. I. Reiske, Wien 1765 ff., 2 Bde.; Warton, Oxf. 1770, 2 Bde.; Valckenaer, Leyd. 1779, 2. A. 1810; Dahl, Lpz. 1804; L. F. Heindorf, Berl. 1810, 2 Bde.; Schäfer, Lpz. 1811; G. Kießling, Lpz. 1819; Geel, Amst. 1820; I. A. Jacobs, Halle 1824; Gail, Par. 1828, 2 Bde.; Wüstemann, Gotha 1830; Wordsworth, Cambr. 1844; Ziegler, Tüb. 1844; Ahrens, Lpz. 1855; Fritzsche, ebd. 1857; Meineke, Berl. 1856; Übersetzungen von Bindemann, Berl. 1793; von Küttner, Altenb. 1784 (2. Ausg.); von I. H. Voß, Tüb. 1808; von Witter, Hildburgh. 1819; von Mörike u. Notter. Stuttg. 1855; von Eberz, Frankf. 1858. Die Scholien zu Th. sind herausgeg. von Dübner, Par. 1849; vgl. Hauler, De Theocriti vita et carminibus, Freib. i. B. 1855; Spohn, Lectiones theocriteae, Lpz. 1822 f., 3 Spec. Greverus, Zur Würdigung, Erklärung u. Kritik der Idyllen T-s, Oldenb. 2. A. 1845; Hepner, De variis theocriteorum idylliorum generibus, Thorn 1836; Harles, De dorismo theocriteo, Erl. 1779; Mühlmann, Leges dialecti, qua Graecorum poetae bucol. usi sunt, Lpz. 1838. 2) Aus Chios, Schüler des Methrodoros; wegen seiner Bitterkeit fiel er bei Alexander d. Gr. in Ungnade u. Antigonos ließ ihn hinrichten. Er schr. eine Geschichte von Libyen, Briefe u. Epigramme. Vgl. Müller im 2. Bd. der Fragm. histor. graec.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 484.
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