Tortōna

[703] Tortōna, 1) Provinz der piemontesischen Division Alessandria; 58,900 Ew.; 2) Hauptstadt hier, ehemals mit Festungswerken, an der Scrivia u. Knotenpunkt von Eisenbahnen nach Voghera etc., Alessandria, Genua; Schloß, Kathedrale (mit antikem Sarkophag mit den Dioskuren), Sitz eines Erzbischofs, 4 Kirchen, 14 Klöster, Hospital, bischöfliches Seminar, Fabriken in Seidenwaaren, Hüten u. Leder; 12,400 Ew.; liegt ungesund; die Umgegend bringt viel Reis u. Champignons. – T. hieß im Alterthum Dertona (Derthon), wurde dann römische Colonie (Dertona Julia), kam an die Longobarden u. mit deren Reich unter Karl dem Großen an die Franken u. das Deutsche Reich, gegen deren Kaiser es sich bes. widersetzlich bewies. Friedrich I. eroberte es nach zweimonatlicher Belagerung u. zerstörte es 1155; die Mailänder bauten es wieder auf. 1706 nahm es der Erbprinz von Hessen-Kassel für die Kaiserlichen. 1734 eroberten es die Franzosen u. Savoyer, u. T. blieb in dem Frieden 1736 bei Savoyen. 1745 nahmen es die Spanier ein, verloren es jedoch 1746 wieder. 1796 wurde es durch den am 28. April geschlossenen Waffenstillstand den Franzosen übergeben, fiel aber 1799 wieder in die Hände der Österreicher, welche es jedoch nach der Schlacht von Marengo wieder räumen mußten. Es war dann französisch, bis es 1814 wieder an Sardinien kam. Die Festungswerke haben die Franzosen nach der Schlacht von Marengo geschleift.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 703.
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