Trivulzio

[851] Trivulzio (Triulzi, Trivultius), eine vornehme Familie Italiens, aus welcher außer mehren Cardinälen namentlich noch folgende hervorgegangen sind: 1) Gian Giacomo, Marchese von Vigevano, geb. 1436 in Mailand, zeichnete sich schon unter Franzesco Sforzas Regierung als Führer einer Condotta aus, nahm 1466 Theil an dem Zuge nach Frankreich, unterdrückte 1476 den Aufstand der Ghibellinen in Genua u. gelangte dadurch bei seiner Partei, den Guelfen, zu hohem Ansehen. Nachdem er seinen Ruf in dem Kriege Mailands gegen Venedig 1483–84 noch gesteigert hatte, fing sein Herzog Ludovico an ihn zu fürchten u. veranlaßte ihn daher 1486 in die Dienste des Königs von Neapel zu treten, welchem er sowohl in dem Kriege gegen den Papst, als bei Abschließung des Friedens in Rom die wesentlichsten Dienste leistete. Als 1494 Karl VIII. von Frankreich nach Italien zog, um seine Ansprüche auf Neapel geltend zu machen, schloß sich T. mit seiner ganzen Condotta diesem an, nahm Mailand ein u. gewann den Sieg bei Fernovo. T. blieb von nun an in französischem Dienste, eroberte 1499 das Herzogthum Mailand für Ludwig XII. u. wurde dafür zum Marschall von Frankreich u. zum Statthalter des Herzogthums ernannt. Nachdem er in allen nun folgenden Kriegen, welche abwechselnd gegen die Ghibellinen, gegen den Papst, gegen die Schweiz, gegen Venedig u. gegen Deutschland in Oberitalien geführt wurden, der französischen Sache mit Auszeichnung gedient hatte, übernahm er 1515 mit Bewilligung des Königs Franz I. den Oberbefehl der venetianischen Armee, trat aber sehr bald in französische Dienste zurück u. wurde neben dem Connetable von Bourbon wieder zum Statthalter von Mailand ernannt. Ungeachtet seiner treuen Dienste verdächtigt, mit Venedig u. der Schweiz Verbindungen unterhalten zu haben, fiel er bei dem Könige in Ungnade, u. als er zu seiner Rechtfertigung 1518 am Hofe erschien, wurde er so hart empfangen, daß er aus Alteration darüber bald darauf in Chalon sous Montlhéry starb. 2) René, Bruder des Vor.; stand auf der Seite der Ghibellinen u. war daher seinem Bruder feindlich. Nach der Gefangenschaft Ludwig Moro's trat er in venetianische Dienste u. st. in selbigen. 3) Teodoro, Neffe der Vor.; trat in französische Dienste u. übergab 1504 Gaëta mit an Gonsalvo di Cordova, focht bei Agnadel u. Ravenna, wurde dann Obergeneral der venetianischen Armee, was er blieb, bis Venedig sich mit dem Kaiser alliirte; während dieser Zeit war er bei einem Aufruhr in Mailand gefangen, trat später in französische Dienste, wurde 1524 Gouverneur von Mailand u. räumte die Stadt nach der Schlacht bei Pavia, ward darauf Marschall von Frankreich u. Gouverneur von Genua, welche Stadt er an Andreas Doria übergab. Er starb 1531 als Gouverneur von Lyon. 4) Gian Giacomo Teodoro, wurde Cardinal, Generalcapitán von Sicilien u. Gouverneur der Lombardei (der einzige Italiener, welcher unter der spanischen Herrschaft dieses Amt erhielt) u. st. 1656. Vgl. Litta, Famiglie celebri italiane. 5) Gian Giacomo, geb. 1774, starb 1831; gab heraus Dantes Convito u. Vita nuova. Außerdem unterstützte er mehre literarische Unternehmungen durch seine reiche Bibliothek u. andere Mittel.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 851.
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