Twardowski

[85] Twardowski (Twerdowski), eine aus Skrzypna in Großpolen stammende altadelige Familie, an welche sich die polnische Faustsage knüpft u. von welcher verschiedene Mitglieder hohe Staatsämter, diplomatische Posten u. Militärstellen bekleideten, u. letztere noch bekleiden. Besonders bekannt ist 1) Johannes T., welcher unter der Regierung des Königs Sigmund August (1548–72) lebte, auf der Universität Krakau Medicin studirte u. von der Geistlichkeit verfolgt nach Deutschland flüchten mußte. Um in den Besitz der größten Gelehrsamkeit unter seinen Zeitgenossen zu gelangen u. alle Reichthümer u. sinnlichen Genüsse zu erlangen, soll er auf dem Feuersteinberge bei Podgorze (daher noch Twardowski's Katheder genannt) seine Seele dem Teufel verschrieben haben, welche derselbe nach sieben Jahren erhalten sollte. Er verrichtete nun allerhand Wunderthaten, bes. dienten ihm dazu sein Zauberspiegel, womit er die Seele der Verstorbenen zeigen u. ferne Schlösser verbrennen konnte, u. sein Zauberbuch, welches nachmals im Jesuitencollegium zu Wilna mit Ketten an die Wand geschmiedet war. Um ihn zu sehen, strömten Viele nach Krakau, so wie er auch Reisen nach Polen, Deutschland u. Italien machte. Als der Teufel nach den ausbedungenen sieben Jahren sich T-s bemächtigte u. mit ihm durch die Lüfte flog, stimmte T. ein Lied zum Lob der Heiligen Jungfrau an, worauf der Teufel verschwand. T. aber schwebt seitdem nach der Sage bis zum Jüngsten Gericht zwischen Himmel u. Erde, u. beim Vollmond kann man ihn als schwarzen Flecken sehen; sein Famulus, welchen er in eine Spinne verwandelt hatte, erhält seine Verbindung mit der Erde. Bearbeitet ist diese Sage von Mickiewitz in Pan Tw. Kunternog u. Fra Twardowska; Vogl, T., der polnische Faust, Wien 1861; außerdem von Bronikowski in Er u. Sie, von Wurzbach in Von einer verschollenen Königsstadt, von Anna Georg in Blüthen der Nacht, von Vogl in Schenken u. Kellersagen. 2) Johann Samuel, Dichter u. Schriftsteller im 17. Jahrh., st. 1660; er schr.: Die Hausschuld (eine. Geschichte der Revolution von 1648–60); Des Fürsten Zboraski Gesandtschaft zur Ottomanischen Pforte im Jahr 1621 (Gedicht); Miscellanea selecta (Gedichte); Die Kriege der Kosacken in den Jahren 1648–51, welche in Krakau u. Kalisch 1651, 1660 u. 1681 im Druck erschienen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 85.
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