Achilles

Achilles

[17] Achilles, der Sohn des Peleus, Beherrschers der Myrmidonen in Thessalien, und der Thetis, einer Tochter des [17] Nereus, aus dem Göttergeschlechte Jupiters, ist der Hauptheld der Iliade Homer's, ausgezeichnet vor allen Griechen durch Gewandtheit, Kraft und Tapferkeit.

Um ihn unverwundbar zu machen, tauchte die Mutter den Neugeborenen in den Styx, wobei jedoch die Ferse, an der sie ihn gefaßt, unbenetzt blieb; sie glaubte dadurch dem Spruche des Orakels entgehen zu können, welches für ihren Sohn zwei Fälle bestimmt hatte, entweder unsterbliche Größe bei kurzer Lebensdauer, oder ein langes, aber ruhmloses Leben. Nachdem die Nereiden ihn sorgsam gepflegt, brachte ihn sein Vater zu Chiron, dem Centaur, der den Knaben in allen Tugenden eines Helden unterwies. Eine Wahrsagung des Oberpriesters Kalchas, daß A. vor Troja, welches aber ohne ihn nicht erobert werden könne, ruhmvoll sterben werde, bewog die Mutter, ihn in Mädchenkleidern mit den Töchtern des Königs von Skyros, Lykomedes, erziehen zu lassen. Hier suchte und fand ihn Ulysses, als die Griechen sich zum Kampfe gegen Troja rüsteten. Leicht wird er zur Theilnahme am Kampfe gewonnen und führte, begleitet von dem treuen Freunde Patroklus und von Phönix, dem vielerfahrnen Greise, seine Schaaren in 50 Schiffen gegen Troja. Im zehnten Jahre der Belagerung, während A. sich stets als den trefflichsten Helden bewiesen, raubte ihm Agamemnon, der Heerführer der Griechen, die Geliebte, Briseis, welche er durchs Loos erhalten hatte. Unversöhnlich hierüber zürnend, blieb A. vom Lager der Griechen fern, wie sehr ihn auch die Bedrängten um Beistand baten. Als aber durch Hektor's Arm sein Freund Patroklus gefallen, eilte er wieder zum Kampf, den Tod desselben zu rächen. Er trieb das Heer der Trojaner in die Flucht und Hektor, der Heerführer derselben, floh, von A. verfolgt, dreimal um die Stadt, bis er endlich zum Kampfe sich stellte. Nach tapferm Streite fiel er, von A.'s Wurfspieß getroffen und ward an des Siegers Wagen gebunden ins Lager der Griechen geschleift. Doch auch A., durch diesen Sieg zum höchsten Ruhm gelangt, ward nun vom Schicksale erreicht. Er fiel, an der verwundbaren Ferse vom Pfeile des Paris tödtlich getroffen, als er sich mit des Priamus Tochter, Polyxena, in Troja vermählen wollte.

Das Schild des A., von Homer ausführlich beschrieben, wonach die Abbildung gemacht ist, war vom Gott der [18] Schmiede, Vulkan, auf Bitten der Thetis für A. aus verschiedenem Metall, als Gold, Silber, Kupfer und Eisen kunstreich gefertigt. Eine Scheibe darstellend, sieht man im Mittelpunkte den Sonnengott, hierauf den Mond und die Sterne; dann den Thierkreis; der folgende Kreis, in zwei Hälften getheilt, zeigt die Segnungen des Friedens, Hochzeitfreuden und die Volksversammlung, wo ein Streit durch Richterspruch geschlichtet wird; auf der andern Hälfte belagerte Städte und die Schrecknisse des Kriegs. Der äußere Kreis, in sechs Felder getheilt, zeigt auf dreien die Beschäftigung des Acker- und Weinbaues, auf zwei andern die des Hirtenlebens, und auf dem sechsten Felde Tanz und Spiel.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 17-19.
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