Belgrad

Belgrad

[216] Belgrad oder Griechisch-Weißenburg, Hauptstadt und Festung des von der Türkei abhängigen Fürstenthums Serbien, liegt auf einer felsigen, durch Vereinigung der Save und Donau gebildeten Erdzunge, an der Hauptstraße von Wien nach Konstantinopel, der östr. Festung Semlin gegenüber, hat 20,000 Einw. und besteht aus vier Theilen: der eigentlichen Festung oder dem Oberschlosse, das auf einem steilen Berge inmitten des Ganzen liegt, beide Flüsse beherrscht und Residenz eines türk. Pascha, jetzt aber in schlechtem Zustande ist; der mit Festungswerken umgebenen [216] eigentlichen Stadt, wo der Palast des Fürsten Milosch von Serbien, ein großes Schulhaus und eine neue Kirche sich auszeichnen; der Wasser- und Raizenstadt.

B. ist der Mittelpunkt des Handels zwischen Ungarn und der Türkei, der Sitz eines griech. Bischofs und hat gegen 100 Kirchen und Moscheen, aber ungepflasterte Straßen und ist überhaupt schlecht gebaut. Die Lage B.'s macht es zu einem im Kriege wichtigen Punkte und es kann von Osten her als Schlüssel Ungarns betrachtet werden. Auch war es fortwährend der Schauplatz zahlreicher Kämpfe, wurde 1068, bis wohin es zum griech. Kaiserthum gehörte, zum ersten Mal von den Ungarn erobert, fiel abwechselnd in die Hände der Bulgaren, Bosnier und Serben, von denen es 1433 an die Ungarn kam, die es als Vormauer gegen die Türken immer stärker befestigten. Es hatte schon drei Belagerungen derselben glücklich überstanden, ehe es 1521 an Sultan Soliman II. überging, wurde dann 1688 vom Kurfürsten Max von Baiern mit Sturm wieder erobert, 1690 abermals von den Türken eingenommen und erst 1717 durch den Prinzen Eugen, nachdem er ein überlegenes, zum Entsatz anrückendes Türkenheer besiegt, wieder in östr. Gewalt gebracht. Im belgrader Frieden von 1739 mußte B. mit geschleiften Festungswerken an die Pforte zurückgegeben werden, wurde dann 1789 unter Kaiser Joseph II. Regierung vom Feldmarschall Laudon nochmals erobert, 1791 wieder abgetreten, kam während der Unruhen der Serben seit 1804 in deren Gewalt und erhielt nach ihrer Unterwerfung seit 1812 von Neuem türk. Besatzung.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 216-217.
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