Bulgarei

[348] Bulgarei (die) oder Bulgarien, eine Provinz der europ. Türkei, zwischen Serbien, dem Balkan, der Donau und dem schwarzen Meere gelegen, hat 1740 ! M. Flächenraum und 1,800,000 Einw. Bis beinahe an die Donau sendet der Balkan (s.d.) schönbewaldete Arme aus, zwischen denen weite, gutbewässerte und fruchtbare Thäler liegen, denen nur die Bearbeitung durch betriebsame Einwohner fehlt, da die Bulgaren die Viehzucht dem Ackerbau weit vorziehen. Treffliches Rindvieh, Schafe und Pferde gehören daher zu den vorzüglichsten Landesproducten und nur in der Nähe der Städte wird guter Wein, Taback, Reis und Getreide erbaut; Eisen und einige andere Erze liefert der nachlässig betriebene Bergbau, Fische die Donau und die großen Wälder geben Holz und Wildpret. Die Hauptstadt des Landes, Sophia, bulg. Triaditza, liegt in einer reizenden Gegend zwischen den Flüssen Isker und Nissava, ist befestigt und hat 46,000 Einw., darunter 6000 Christen. Sie ist der Sitz des Statthalters oder Beghler-Beg von Rumili, eines griech. Metropoliten und katholischen Bischofs, hat griech. und katholische Kirchen, Seiden- und Tabacksfabriken, warme Bäder und treibt wichtigen Handel. Bemerkenswerth sind ferner die Donaufestungen Ruschtschuk mit 30,000 Einw. und einem Hauptübergänge über die Donau; Widdin mit 25,000, Silistria mit 20,000, Nikopoli mit 18,000 Einw.; die Festung Varna mit 16,000 Einw., am schwarzen Meere, welche 1828 von den Russen nach hartnäckiger Vertheidigung erobert wurde und in deren Nähe 1444 die Türken einen berühmten Sieg über Ladislaw V. von Polen erfochten, der dabei umkam. Im Innern des Landes liegt am Fuße des Balkan, über den hier zwei Pässe führen, die noch nie eroberte Festung Schumla mit 21,000 Einw., zur Sicherung des Hauptüberganges über das Gebirge durch ein fast unangreifbares Lager gedeckt und der gewöhnliche Sammelplatz der Türken in den Kriegen mit Rußland. Nordöstl. zwischen der Donau und dem schwarzen Meere liegt das Land Dobrudsche, ein flaches und kahles Gebiet und meist von Tataren bewohnt, die von Pferdezucht leben.

Die Bulgarei erhielt ihren Namen von den Bulgaren, einem Volke von slawisch-tatarischer Abkunft, das seine ältesten bekannten Wohnsitze zwischen der Wolga und Kuban hatte, durch seine Tapferkeit sich seit dem 5. Jahrh. dem griech. Kaiserthume furchtbar machte und im 7. Jahrh. in die heutige Bulgarei einwanderte, deren frühere Bewohner, die kriegerischen Mösier, von ihnen unterjocht oder vertrieben wurden. Sie nahmen nun die christliche Religion an, hielten es in den Kriegen der russ. Fürsten mit den griech. Kaisern, bald mit dem einen, bald mit dem andern Theile, geriethen aber 1018 unter die Schutzherrschaft der Letztern, obgleich sie ihre eignen Könige behielten. Zwar erlangten sie 1196 ihre Unabhängigkeit wieder, hatten aber nun blutige Kriege mit den auf die Oberherrschaft Anspruch machenden Ungarn zu bestehen und dadurch erschöpft, geriethen sie 1392 leicht unter die türk. Botmäßigkeit.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 348.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika