Condé

[457] Condé (Louis II. von Bourbon, Prinz von), einer der ausgezeichnetsten Feldherren des 17. Jahrh. und deshalb gewöhnlich der große C. genannt, geb. 1621 zu Paris, wurde von Jesuiten erzogen, besaß bei grenzenlosem Ehrgeize und beharrlichem Charakter ausgezeichnete Anlage zu den höhern Wissenschaften und Künsten und die Kriegskunst war in ihm, mit Voltaire zu reden, ein natürlicher Instinct. Schon in einem Alter von 23 Jahren, wo er noch den Titel eines Herzogs von Enghien führte, den er bei seines Vaters Lebzeiten behielt, erwarb er sich durch einen 1643 über die Spanier bei Rocroi erfochtenen glänzenden Sieg den Ruhm eines großen Feldherrn. Im folgenden Jahre vereinigte er sich mit Turenne, der am Rheine durch die deutsche Armee mehre Verluste erlitten hatte, stellte das Glück der franz. Waffen wieder her und Beide drangen über den Neckar vor und brachten bei Nördlingen am 3. Aug. 1645 den Deutschen eine völlige Niederlage bei. C. ging 1646 nach Flandern, wo er Dünkirchen zuerst in franz. Gewalt brachte, erfocht bei Lens 1648 einen entscheidenden Sieg über den Erzherzog Leopold und als hierauf in Frankreich die Unruhen der Fronde (s.d.) ausbrachen, leistete C. bei der Stillung derselben dem Hofe wichtige Dienste. Seine stolzen Ansprüche und Beleidigungen des Cardinals Mazarin bewirkten gleichwol, daß er auf Befehl des Letztern im Jan. 1650 als Gefangener nach Vincennes gebracht und erst nach 13 Monaten wieder entlassen wurde. Voll Durst nach Rache wendete er sich nach Spanien, focht nun gegen sein Vaterland und drang siegreich bis nach Paris vor, wo er 1652 einen berühmten Kampf bei der Vorstadt St.-Antoine mit Turenne bestand, allein zu den Spaniern in die Niederlande flüchten mußte, von wo er nach Abschluß des pyrenäischen Friedens, 1659, der ihm Vergessen des Geschehenen zusicherte, nach Frankreich zurückkehrte. In dem Kriege zwischen Frankreich und Holland gewann C. bei Senef 1674 eine blutige Schlacht und als Turenne 1675 fiel, erhielt er an dessen Stelle den Oberbefehl des franz. Heeres in Deutschland, legte denselben aber, weil er sehr am Podagra litt, bald nieder, lebte nun ruhig und umgeben von den ausgezeichnetsten Geistern seiner Zeit, von Molière, Boileau, Racine und Andern auf seinem reizenden Landgute Chantilly bei Paris den Wissenschaften und Künsten und starb 1686 zu Fontainebleau.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 457.
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