Turenne

Turenne

[499] Turenne (Henri de la Tour d'Auvergne, Vicomte de), geb. 1611 zu Sedan, der berühmteste franz. Feldherr des 17. Jahrh., war der zweite Sohn von Henri de la Tour d'Auvergne, Herzog von Bouillon, und Elisabeth, einer Tochter des Fürsten Wilhelm l. von Oranien.

Nach dem frühen Tode seiner Ältern ging T. in die Niederlande zu seinem Oheim, Prinzen Moritz von Oranien, und diente seit 1625 im niederländ. Heere, aus welchem er 1634 als Oberst in die franz. Armee trat, die seit 1635 für Schweden am dreißigjährigen Kriege Theil nahm. T. zeichnete sich bei mehren Gelegenheiten in Lothringen, Elsaß und Flandern, und 1639. bei der Einnahme von Breisach aus, wo er mit einem franz. Hülfscorps unter Bernhard von Weimar focht. Hierauf nach Italien beordert, verrichtete er eine Reihe glänzender Waffenthaten, ward nach wiederholter Beförderung 1643 von der für Ludwig XIV. regierenden Königin Anna zum Marschall ernannt und nach Deutschland geschickt, um die im Nov. bei Tuttlingen geschlagene franz. Armee wieder zu organisiren, was er während des Winters im Elsaß vollzog. Mit 10,000 M. ging er 1644 über den Rhein und vereinigte sich mit dem Corps des Herzogs von Enghien, unter dessen Oberbefehl das vom bair. General Mercy belagerte Freiburg entsetzt wurde. T. wendete sich dann nach Schwaben, wurde 1645 bei Mergentheim geschlagen, gewann aber im Aug. die Schlacht bei Allersheim oder Nördlingen, eroberte dann Trier und vereinigte sich 1646, nachdem er bei Wesel über den Rhein gegangen war, in Hessen mit dem schwed. General Wrangel. Mit diesem drang er nach Baiern vor und nöthigte den Kurfürsten Maximilian zur Flucht nach Östreich. Bei den 1648 in Frankreich ausbrechenden bürgerlichen Unruhen der Fronde (s.d.) blieb T. anfangs parteilos und ging nach Holland, schloß sich aber 1649 der Fronde an, zu deren Häuptern auch sein älterer Bruder, Herzog von Bouillon, gehörte. Er verlor indeß 1650 die Schlacht bei Rhetel, versöhnte sich im folgenden Jahre mit dem Könige, welchen er 1652 nach Paris zurückführte, bekam nun den Oberbefehl der königl. Armee und erfocht eine Reihe von Siegen gegen die Spanier und den im span. Dienste gegangenen Prinzen Condé, wodurch der pyrenäische Friede (1659) herbeigeführt ward. Während des mit Spanien 1667 erneuten Kriegs befehligte T. als Generalmarschall die Armee unter dem Könige und [499] eroberte Franche-Comté und Flandern. In dem 1672 mit den Niederlanden begonnenen Kriege, an welchem später der deutsche Kaiser Theil nahm, führte T. wieder mit glänzendem Erfolge den Oberbefehl, bewog 1673 den Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg zum Separatfrieden von Vossem, drang 1674 bei Sinsheim über den Rhein vor, schlug die kais. Heere unter dem Herzog von Lothringen und Prinzen von Bournonville, eroberte die Pfalz, brandmarkte aber durch die beispiellose Verheerung derselben seinen sonst immer ebenso ehrliebend wie uneigennützig erschienenen Charakter. Die Übermacht seiner Gegner nöthigte ihn zum Rückzug über den Rhein, wo die von ihm Getäuschten im Elsaß Winterquartiere bezogen, in denen T. sie plötzlich angriff, bei Türkheim im Jan. 1675 schlug und sie zur Rückkehr über den Rhein nöthigte. Nach Eröffnung des neuen Feldzugs, in welchem ihm der berühmte Montecuculi gegenüberstand, waren ein paar Monate unter kunstreichen Bewegungen vergangen, bei denen Jeder dem Andern den Vortheil abzugewinnen suchte, als sich bei Sasbach in Baden am 27. Jul. ein Treffen entspann, wo T., indem er den Platz für eine Batterie zu ermitteln suchte, von einer östr. Kanonenkugel getödtet wurde, die zugleich dem General St.-Hilaire einen Arm wegriß. T.'s Leiche ward in der Königsgruft zu St.-Denis beigesetzt, bei Sasbach aber errichtete ihm zuerst General Moreau ein Denkmal, welches 1829 die franz. Regierung erneuern ließ.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 499-500.
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