Herschel

[380] Herschel (Friedr. Wilh.), einer der ausgezeichnetsten Naturforscher, der sich namentlich um die Astronomie und um die Vervollkommnung astronomischer Instrumente unsterbliche Verdienste erworben hat. Er wurde 1738 zu Hanover als Sohn eines Musikus geboren und von seinem Vater ebenfalls zum Musiker erzogen. Er diente als Hautboist in einem hanöv. Regimente und begab sich 1757 nach England, wo er sich zum geschickten Musiker ausbildete und endlich 1766 als Organist in Bath angestellt wurde. Seinem ihm von der Natur verliehenen Talente folgend, hatte er indeß alle seine Freistunden benutzt, um sich in der Mathematik und in den Naturwissenschaften zu belehren, und da er sich sehnte, selbst den Himmel durch ein Fernrohr beobachten zu können, seine beschränkten Mittel ihm aber nicht erlaubten, ein so kostbares Instrument sich anzuschaffen, so unternahm er selbst den Bau eines solchen und brachte es 1774 glücklich zu Stande. Bald machte er nun mit diesem Instrumente, dessen Herstellung und weise Benutzung eine Frucht seines emsigen Studiums und seines Genies war, Entdeckungen, welche die allgemeine Aufmerksamkeit auf ihn lenkten und ihn bald zu einem Gegenstande der Bewunderung machten. Zugleich stellte er auch immer vollkommenere Instrumente her und 1785 vollendete er das berühmt gewordene 40fü ßige Riesenteleskop, welches mit dem 2178 Pf. schweren Metallspiegel gegen 4000 Pf. wiegt und dennoch mittels eines sinnreichen Mechanismus mit Leichtigkeit sich bewegen läßt. Schon 1780 hatte H. eine Berechnung der Höhe der Mondsgebirge bekannt gemacht und 1781 hatte er den Planeten Uranus entdeckt, welchen er zu Ehren des Königs Georg III. von England »Georgsgestirn« nannte. Der König belohnte ihn großmüthig, indem er ihn in eine Lage versetzte, in der er fortan ungestört nur der Wissenschaft leben konnte. Er lebte von nun an zu Slough bei Windsor auf dem Lande. Die Resultate seiner fernern Arbeiten waren die überraschendsten Entdeckungen an den Nebelsternen, durch welche der Forschung eine neue unerwartete Aussicht in das Weltgebäude eröffnet wurde, die Entdeckung von Nebenplaneten des Uranus und Saturn, die Bestimmung der Größenverhältnisse der neuentdeckten Planeten Ceres, Pallas, Vesta und Juno, die Zeit der Umdrehung des Saturn, die Stellung dieses Planeten auf seiner Bahn und verschiedene andere. Auch über die Natur des Lichts machte H. höchst wichtige Entdeckungen. Fast alle gelehrten Gesellschaften Europas erkannten H.'s Verdienste dadurch an, daß sie ihn zum Mitgliede ernannten, und die Universität Oxford ertheilte ihm 1786 die Würde eines Doctors der Rechte, welche in England als eine der größten Auszeichnungen gilt. H. starb, ohne durch Abnahme seiner Geisteskräfte in seinen Arbeiten gestört worden zu sein, auf seinem Landsitze zu Slough 1822 und wurde zu Upton in Berkshire begraben. – Seine Schwester Karoline, geboren zu Hanover 1743, war ihrem Bruder nach England gefolgt und hatte ihm in seinen wissenschaftlichen Forschungen beigestanden, sich auch selbst durch Entdeckung mehrer Kometen ausgezeichnet. Sie pflegte ihren Bruder bis an seinen Tod und kehrte nachher nach Hanover zurück, wo sie vor einigen Jahren gestorben ist. – Ein Erbe des Namens und des Ruhms seines großen Vaters ist Sir John Frederik William H., geboren um 1790, Professor an der Universität zu Cambridge. Er ist gleich ausgezeichnet als Mathematiker, Astronom und Physiker und hat namentlich um die Ausbildung der Lehre vom Licht sich verdient gemacht. Er hat 1834 eine Reise nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung angestellt, um, ausgerüstet mit vortrefflichen Instrumenten, hier astronomische Beobachtungen anzustellen, mit welchen er sich schon seit einer langen Reihe von Jahren mit dem ausgezeichnetsten Erfolge beschäftigt hatte.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 380.
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