Lyon

Lyon

[791] Lyon, die Hauptstadt des franz. Departements der Rhone, liegt in einer schönen, rings von Bergen eingeschlossenen Ebene am Einflusse der Saone in die Rhone, zählt 185,000 Einw. und ist nach Paris die wichtigste Stadt in Frankreich.

Sie ist durch drei Forts geschützt, größtentheils schlecht gebaut, hat aber namentlich schöne Kais an der Rhone. Unter den zehn großen öffentlichen Plätzen zeichnet sich der Königsplatz mit der Reiterstatue Ludwig XIV. und der Platz Terroux, unter den sieben Brücken die Morandbrücke durch ihre Bauart und die de la Guillotière durch ihre herrliche Aussicht auf die Stadt aus; unter den 49 Kirchen endlich die Domkirche durch schöne Gemälde, ein Geschenk des Cardinals Fesch. Andere ausgezeichnete Gebäude sind das ehemalige Jesuitencollegium, das Zeughaus, das Krankenhaus Notre Dame de Pitié und das größere Theater. L. ist der Sitz eines Erzbischofs, der Behörden des Departements, eines königl. Gerichtshofes und einer Handelskammer. Öffentliche Anstalten sind eine Akademie, eine medicinische Gesellschaft, eine Thierarzneischule, eine Akademie für Literatur, eine Taubstummenanstalt, eine Artillerieschule, eine Bibliothek mit 120,000 Bänden, eine Gemäldegalerie, ein Naturaliencabinet, ein botanischer Garten und eine Sternwarte. Wichtig ist in L. besonders die Seidenfabrikation, welche an 50,000 Menschen beschäftigt. Außerdem werden hier auch viele goldene Treffen, Hüte und Bijouteriewaaren verfertigt, und sehr ansehnlich ist auch der Handel, namentlich der Buchhandel. L. ist eine sehr alte Stadt, eine Colonie des röm. Kaisers Augustus. Bei der franz. Staatsumwälzung hat sie sehr zu leiden gehabt. Sie setzte sich nämlich 1793 den Greueln des Terrorismus entgegen und wurde darauf von einer Armee des Convents erobert. An 6000 Menschen wurden auf das scheußlichste umgebracht und der Convent beschloß ihre Vernichtung. Das Elend, in welchem eine große Menge der Fabrikarbeiter schmachtete, ward nach der Julirevolution 1830 Veranlassung zu zwei blutigen Aufständen, der erste am 21. Nov. 1831, der zweite im Apr. 1834. Beide konnten nur durch Anwendung der äußersten Strenge gedämpft werden und namentlich soll durch den zweiten die Stadt an Gebäuden u.s.w. einen Verlust von mehren Millionen erlitten haben.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 791-792.
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