Marmor

[65] Marmor ist der gemeinschaftliche Name für die zahlreichen Arten von Kalkstein aller Farben, welche feinkörnig und hart genug sind, um eine gewisse Politur anzunehmen. Der Grad seiner Feinheit und Bildsamkeit, die Schönheit seiner Farben, die Seltenheit und die Größe der Blöcke, in denen er gefunden wird, bedingen den Werth und die Verwendung desselben in der Bildhauerei und Baukunst, welche letztere die meisten Arten dieses Gesteins sowol zur Errichtung der Mauern ganzer Gebäude, als auch nur zu Säulen, Gesimsen, Verzierungen und Bekleidungen von Wänden und Fußböden verbraucht. Bunte und weiße Marmorarten werden ferner zu Altären, zu Tischplatten und allerlei Gefäßen verarbeitet; die Bildhauerkunst aber wählt gewöhnlich den feinsten weißen zu ihren Werken, der in neuerer Zeit ausschließlich von Carrara im Herzogthum Modena bezogen wurde, allein dem im Alterthume gebräuchlichen von der Insel Paros (s. Cykladen) und vom Gebirge Pentelikus in Attika nicht gleich kommt, wo man jetzt die Marmorbrüche der Alten wieder eröffnen will. Übrigens wird in den meisten Gebirgen Marmor gefunden, so z.B. in Deutschland: im sächs. Erzgebirge bei Wildenfels, Grünhain, Krottendorf; in Böhmen; in Baiern bei Baireuth, Regensburg, Tegernsee; am Untersberg in Salzburg; bei Schlanders in Tirol; auf dem Harz und in Schlesien an mehren Orten. Vorzüglich reich an weißem Marmor ist Oberitalien, der aber auch in Spanien, Frankreich und Norwegen vorkommt. Vielfarbige, geaderte und gefleckte Marmorarten gibt es in zahlloser Verschiedenheit, und von ihnen ist der Ausdruck marmoriren, d.h. einen Gegenstand marmorähnlich färben, hergeleitet. Die Bearbeitung des Marmors geschieht mittels verschiedenartiger eiserner Werkzeuge; zu Platten gesägt wird er mit stumpfen, wagerecht liegenden Sägen, denen der Marmorblock fortwährend genähert und dabei Smirgel und Wasser in den Einschnitt gebracht wird; zum Poliren werden gepulverter Bimsstein, Trippel, Kohle, Zinnasche und gemahlener Marmor verwendet, auch kann man dem Marmor beliebige dauerhafte Farben künstlich ertheilen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 65.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: