Poniatowski

Poniatowski

[533] Poniatowski. Das poln. Fürstengeschlecht dieses Namens stammt von dem alten ital. Hause der Torelli, Abkömmlingen der Grafen von Guastalla und Montechiarugolo ab und wurde von Jos. Salinguerra V. zu Anfang des 17. Jahrh. durch seine Vermählung mit der Erbin des poln. Lehns Poniatow gestiftet, wovon er den Namen annahm.

Ein Enkel desselben, Stanislaus, Graf von P., geb. 1678, war Kronschatzmeister von Polen, sodann Gesandter Karl XII. von Schweden in Konstantinopel und leistete nach dessen Tode August II. und August III. noch wichtige Dienste. In zweiter Ehe mit einer Prinzessin Czartoryiski vermählt, wurde er Vater von Stanislaus II. August, Graf von P., welcher als poln. Gesandter in Petersburg die persönliche Gunst der Kaiserin Katharina II. erwarb, mit ihrer Unterstützung 1764 König von Polen wurde, allein auch von ihr genöthigt, 1794 dem Throne des getheilten Landes entsagen mußte. (S. Polen.) – Joseph Anton, Fürst von P., Marschall von Frankreich, geb. 1762 zu Warschau, ein Neffe des Vorigen, war der Sohn von Andreas P., welcher Starost von Polangen war, 1756 zum deutschen Reichsfürsten erhoben wurde und als kais. Feldzeugmeister 1773 zu Wien starb. Auch der junge P. war schon Obrist und kais. Flügeladjutant im östr. Heere, als ihn die Ereignisse bewogen, 1789 nach Polen zurückzukehren, wo er bei der neuen Organisation des Heers thätig mitwirkte und im Feldzuge 1792 als Generalmajor gegen die Russen commandirte. Als sich jedoch der König selbst der russ. Partei anschloß, nahm P. mit mehren Offizieren seine Entlassung, nahm aber unter Kosciuszko 1794 von Neuem an der Vertheidigung der poln. Unabhängigkeit Theil. [533] Nach dem unglücklichen Ausgange des Kampfes lebte er zurückgezogen in Wien, seit 1798 aber auf seinen Gütern bei Warschau, welche ihm Preußen zurückgegeben hatte, und lehnte die ihm von Rußland gemachten vortheilhaften Anträge ab. Zögernd und erst nach der von Napoleon zugesagten Herstellung Polens schloß er sich 1806 den Bestrebungen der poln. Patrioten an und wurde Kriegsminister des neugebildeten Herzogthums Warschau, dessen Truppen er 1809 mit Auszeichnung gegen die Östreicher commandirte. Hierauf war er wieder als Kriegsminister thätig, bis er bei Eröffnung des Krieges von 1812 gegen Rußland das Commando eines Corps von 36,000 M. Polen erhielt und an den wichtigsten Ereignissen jenes verhängnißvollen Kampfes mit großem Ruhme bis zur Schlacht bei Leipzig Theil nahm. Während derselben focht er mit größter Tapferkeit auf dem rechten Flügel der franz. Schlachtordnung und wurde von Napoleon hier zum franz. Marschall ernannt, sowie zuletzt mit der Deckung des Rückzugs beauftragt. Einer der Letzten unter den Flüchtigen des geschlagenen Heeres, fand er dabei am 19. Oct. 1813 seinen Tod im angeschwollenen Elsterflusse, indem er, schon verwundet, sich zu Pferde durch denselben ans linke Ufer retten wollte. Erst am 24. Oct. fand man den Leichnam des Fürsten bei der später mit einem einfachen Denkmale bezeichneten Stelle und am 26. wurde er mit den ihm gebührenden Ehren beigesetzt, 1816 aber mit Erlaubniß des Kaisers Alexander I. nach Krakau (s.d.) gebracht und im Dome bestattet. Ein von ihm hinterlassener natürlicher Sohn, Joseph P., geb. 1790, befand sich 1830 als Offizier bei der Eroberung von Algier und wurde von seines Vaters Schwester, der 1834 zu Tours verstorbenen Fürstin Tyszkiewicz, an Kindes Statt angenommen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 533-534.
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