Schütter-Quäker

[118] Schütter-Quäker oder Shakers heißen die Glieder einer religiösen Sekte, die zwar mit den Quäkern (s.d.) die herrschenden Grundansichten des religiösen und bürgerlichen Lebens gemein hat, sonst aber mit denselben in keiner äußern Gemeinschaft steht. Der Name Shakers, Schütter, rührt von den raschen körperlichen Bewegungen und tanzartigen Sprüngen her, die sie beim Gottesdienst kunstmäßig im Kreise vollbringen. Gestiftet wurde diese Sekte durch eine Buhlerin, Namens Anna Lee, in Nordamerika im J. 1774, in der Nähe von Albany in Neuyork. Anna Lee hielt sich nämlich für das in Cap. 12, 1–17 der Offenbarung Johannes erwähnte Weib und gewann durch dieses Vorgeben Anhänger, die sie für die Stifterin eines neuen Heils unter den Menschen hielten. Diese wuchsen zu einer Gemeinde an, zu der bald noch zwei neue Gemeinden in derselben Landschaft kamen. Die Stifterin starb im J. 1784; nach ihrem Tode waren Johann Whitacker und noch mehr Joseph Meacham als Propheten und Oberhäupter der Sekte für die Ausbildung und Ausbreitung derselben thätig. Das N. T. sehen die Schütter-Quäker zwar als die Quelle des geoffenbarten Christenthums an, doch geben sie als solcher, gleich den Quäkern, einer innern Offenbarung, wie der heilige Geist dieselbe Allen ohne Unterschied mittheilt, vor demselben den Vorzug. Ebenso stimmen sie mit den Quäkern darin überein, daß auch sie keinen Eid ablegen, die Sacramente nur innerlich empfangen, den Kriegsdienst verweigern, den geistlichen und obrigkeitlichen Stand verwerfen und Höflichkeitsbezeigungen und äußerlichen Prunk streng meiden. Ihr Gottesdienst beginnt mit schweigendem Harren auf die Regungen des heiligen Geistes, die sich dann durch lautes Seufzen, Stöhnen und Murmeln, in das die ganze Versammlung einstimmt, kund geben und womit kurze Gesänge und Ermahnungen und Vorträge von dem Gemeindeältesten abwechseln; aber immer ist es ein Haupttheil des Gottesdienstes, daß Männer und Frauen schnelle körperliche Bewegungen vornehmen, die genau miteinander übereinstimmen und förmlich eingelernt werden müssen. An der Spitze der Gemeinde steht der Älteste, dem unbedingter Gehorsam geleistet werden muß. Die Glieder theilen sich nach der Verschiedenheit des Alters und der religiösen Vollkommenheit in Classen ab, von denen die höhern [118] Beichtiger der niedern sind. Alle kleiden sich einfach und auf einerlei Weise; Männer und Frauen wohnen für sich in abgesonderten Häusern beisammen. Da die Ehe unter ihnen verboten ist und jede Geschlechtsverbindung hart bestraft wird, so kann die Sekte nur durch fortgesetzte Werbung neuer Glieder ihr Bestehen sichern. Jeder, der als solches aufgenommen werden will und in der Ehe lebt, muß dieselbe auflösen. Ebenso ist das Eigenthum der Schütter-Quäker ein gemeinschaftliches, für dessen Verwaltung der Älteste sorgt. So unverkennbar die Schütter-Quäker den Sekten der religiösen Schwärmer angehören, so werden ihnen doch von ihren Beobachtern Reinheit der Sitten, Arbeitsamkeit und Geschicklichkeit im Feld- und Gartenbau und in der Verfertigung künstlicher Handarbeiten nachgerühmt. Welches die religiöse Bedeutung ihres Gottesdienstes sei und ob die Tänze Ausbrüche enthusiastischer Freude über die besiegte Sünde seien, ist unbestimmt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 118-119.
Lizenz:
Faksimiles:
118 | 119
Kategorien: