Soult

[225] Soult (Nicolas Jean de Dieu), Herzog von Dalmatien, Marschall und Pair von Frankreich, und gegenwärtig Präsident des franz. Ministeriums, geboren 1769 zu St.-Amans im Departement Tun als Sohn eines Landmanns, wurde Soldat und brachte es 1791 bis zum Unterlieutenant. Hierauf erhoben ihn 1792 seine Soldaten erst zum Majoradjutanten, dann zum Capitain. In den nun folgenden Feldzügen zeichnete er sich durch Tapferkeit und Talent bald so vortheilhaft aus, daß er es binnen kurzer Zeit bis zum General brachte. Als solcher befehligte er in der Schlacht bei Altenkirchen, und später unter Masséna in Italien. Bei Monte Cretto wurde er verwundet und zum Gefangenen gemacht. Nach der Schlacht bei Marengo erlangte er die Freiheit wieder und unterdrückte als Oberbefehlshaber die Unruhen in Piemont, worauf er nach seiner 1802 erfolgten Rückkehr nach Frankreich zum Generaloberst der consularischen Garde ernannt wurde. Nachdem er 1805 von Napoleon zum Marschall erhoben worden war, commandirte er ein Corps der großen Armee in Deutschland, befehligte in der Schlacht bei Austerlitz den rechten Flügel und bewirkte durch seine geschickten Manoeuvres den Sieg. Bei Jena befehligte er den rechten Flügel und drang dann siegreich dem sich zerstreuenden Heere nach. Auch an dem poln. Feldzuge nahm er den lebhaftesten Antheil, und nachdem er nach Abschluß des tilsiter Friedens nach Frankreich zurückgekehrt war, wurde er zum Herzog von Dalmatien ernannt. Mit großer Auszeichnung kämpfte S. seit 1808 in Spanien und Portugal, errang eine Reihe glänzender Siege, und soll nur auf Napoleon's Warnung den Plan, sich zum Könige von Portugal zu proclamiren, aufgegeben haben. In dem Feldzuge des I. 1813 erhielt S. das Commando des vierten Corps der großen Armee und nahm an den Schlachten bei Lützen und Bautzen Theil. Da kam die Nachricht von dem glänzenden Siege, welchen Wellington über das franz. Heer bei Vittoria in Spanien davongetragen, und S. ward sogleich nach Spanien geschickt mit unbegrenzter Vollmacht, um die Macht Frankreichs, wo möglich, wiederherzustellen. Seinen gewaltigsten Anstrengungen gelang es jedoch nicht, Wellington die Früchte seines Sieges wieder zu entreißen. Soult selbst, mit der Übermacht kämpfend, ward 1814 bei Orthez, und dann bei Toulouse geschlagen, und während dessen war Paris von den verbündeten Mächten erobert worden. S. mußte sich daher Ludwig XVIII. unterwerfen und mit Wellington einen Waffenstillstand abschließen. Nachdem er von dem Könige zum Gouverneur der 13. Militairabtheilung ernannt worden war, schloß er sich mit Eifer den königlich Gesinnten an, wurde aber doch von diesen verdächtigt, und trat daher von dem [225] Staatsdienste zurück. Napoleon, der von Elba zurückgekehrt war, bewog S., sich ihm anzuschließen, indem er ihn zum Generalmajor des Heers ernannte. Er kämpfte in der Schlacht bei Waterloo und führte nach deren unglücklichem Ausgange die Überreste des Heers nach Soissons zurück. Er wurde darauf durch königl. Ordonnanz, wegen des Abfalls an Napoleon, aus Frankreich verbannt, vertheidigte sich von Düsseldorf aus, wohin er sich mit seiner Familie begeben hatte, und erhielt 1819 die Erlaubniß, nach Frankreich zurückzukehren, worauf er 1821 auch den Marschallstab zurückerhielt. Nachdem Ludwig Philipp zur Regierung gekommen war, ernannte er S. 1830, an Gérard's Stelle, zum Kriegsminister, sowie zum Pair von Frankreich. S. war nun eifrig bemüht, das Heer zu vervollkommnen, und die Aufstände, welche die republikanisch Gesinnten in Paris und in andern Städten Frankreichs erhoben, wurden durch die von ihm angeordneten militairischen Maßregeln unterdrückt. Seit 1832 führte er den Vorsitz im Ministerium. Die vielen Ausgaben, welche seine Neuerungen im Kriegswesen mit sich brachten, zogen ihm aber heftige Angriffe von Seiten der Kammer zu, und er übergab daher interimistisch das Ministerium an Sebastiani, um eine Badereise zu unternehmen, trat zwar nachher wieder ein, konnte sich aber mit der Kammer und mit Thiers nicht verständigen und zog sich daher 1834 gänzlich zurück. Er lebte nun längere Zeit auf seinen Gütern, bis er bei Gelegenheit der Thronbesteigung der Königin Victoria von England als außerordentlicher Gesandter nach London geschickt wurde, wo man ihn mit höchster Auszeichnung empfing. Aufs Neue wurde er im Mai 1839 nach Molé's (s.d.) Rücktritt in das Ministerium berufen, mit den auswärtigen Angelegenheiten beauftragt und zum Präsidenten des Gesammtministeriums ernannt. S. ist weniger ausgezeichnet als hochgebildeter Diplomat und gewandter Redner, denn als besonnener und tapferer Feldherr, und ein scharfsichtiger, seinen Willen mit Entschiedenheit durchführender Staatsmann.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 225-226.
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