Vitriol

[613] Vitriol. Man gibt diesen Namen den schwefelsauren Salzen mit metallischen Basen oder in andern Worten, den [613] Verbindungen der Vitriol- oder Schwefelsäure mit verschiedenen Metalloxyden, nach denen sie auch sowie nach der Farbe näher bezeichnet werden. Die Benennung Vitriol soll von der Ähnlichkeit mit dem Glase, lat. vitrum, hergenommen sein. Ihre Benutzung finden diese Salze in den Färbereien und chemischen Fabriken, bei der Firnißbereitung, in Apotheken u.s.w., und als Handelswaare kommen vorzüglich in Betracht: der Eisenvitriol, grüne Vitriol, grünes Kupferwasser, ein schön grünes Salz mit glasglänzendem Bruche und säuerlichem zusammenziehenden Geschmacke. Der Luft ausgesetzt, überzieht er sich durch Aufnahme von Sauerstoff allmälig mit einem gelben Staube, welcher aus schwefelsaurem Eisenoxyd besteht. Bereitet wird der Eisenvitriol aus Schwefel und Eisenkiesen (Erzen), welche geröstet, dann in Haufen der Luft ausgesetzt werden, aus der sie Sauerstoff aufnehmen, der mit dem Schwefel Schwefelsäure, mit dem Eisen Eisenoxydul bildet, welche sich beide zu Vitriol vereinigen. Dieser wird durch Wasser ausgezogen (ausgelaugt), die erhaltene Lauge geklärt und zuletzt eingesotten, bis sie krystallisirt. In Pfannen einer starken Hitze ausgesetzt, zergeht der Eisenvitriol und die Destillation der erhaltenen Flüssigkeit gibt gemeine Schwefel- oder Vitriolsäure; das zurückbleibende röthliche oder gelbliche Pulver gibt eine gute rothe Farbe und heißt Colcothar. Die stärkste, concentrirte oder rauchende Schwefelsäure, weil sie in Berührung mit der Luft graue Dämpfe ausstößt, auch uneigentlich Vitriolöl genannt, sieht weiß, besitzt eine außerordentliche Schärfe und Ätzkraft und färbt sich durch jede Berührung mit brennenden Stoffen braun. Der Kupfervitriol, blaue oder cyprische Vitriol, blaue Gallitzenstein, hat schön blaue Krystalle, besteht aus Kupferoxyd und Schwefelsäure, wird an der Luft trübe und zerfällt in ein weißliches Pulver. In der Natur kommt er am meisten in flüssiger Form im Cämentwasser (s. Kupfer) vor und wird künstlich aus Kupfererzen, ungefähr wie der Eisenvitriol und durch Auflösung von Kupfer in verdünnter Schwefelsäure bereitet. Der Zinkvitriol, weiße oder goslarsche Vitriol, weil er in Deutschland zu Goslar am Harz in Menge hergestellt wird, besteht aus schwefelsaurem Zinkoxyd, sieht weiß und kommt auch in zuckerähnlichen, geformten Stücken in den Handel. Der Adlervitriol aus Salzburg ist ein Gemenge der Bestandtheile der obengenannten drei Sorten und der admonter Vitriol aus Steiermark besteht aus schwefelsaurem Kupfer- und Eisenoxydul. Die Anstalten, in welchen Vitriol im Großen bereitet wird, heißen Vi triolwerke und Hütten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 613-614.
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