Deianeira (Mythologie)

[99] Deianeira (Mythologie), Dejanira, eine Tochter des Oeneus und der Althäa, welche dem Flußgott Achelous verlobt war. Aber Herkules kam, sah die reizende Königstochter, entbrannte in Liebe zu ihr, und erlegte ihren Verlobten im Zweikampfe, obgleich sich dieser erst in einen Drachen und dann in einen Stier verwandelte. Der Sieger entführte die Jungfrau und übergab sie am Fluß Evenos dem Centaur Nessos, sie überzutragen, während Herkules selbst durch den Fluß schritt. Dem Centaur gefiel seine schöne Bürde so sehr, daß er Luft zeigte, sie sich selbst zuzueignen, weßhalb ihn jener am Ufer mit einem in dem Blute der lernäischen Hyder vergifteten Pfeile erschoß. Sterbend flüsterte Nessos der Dejanira zu, wenn sie von seinem Blute nehmen und damit ein für die nächste Umhüllung des Körpers bestimmtes Gewand bestreichen wolle, so werde ihr Geliebter, wenn er dieses Gewand trage, ihr nie untreu werden; sie maß seinen Worten Glauben bei, und nahm von dem Blute. Als nun Herkules die schöne Jole erbeutet und zu seiner Sklavin gemacht hatte, erwachte die Eifersucht im Busen der Dejanira, sie wollte den Geliebten prüfen, der sich eben bereitete, dem Zeus zu Kenáos auf Euböa ein festliches Opfer darzubringen, und sandte ihm durch seinen Boten, der ein Gewand für den Helden begehrte, das verhängnißvolle Kleid, mit dem Blute des Nessos bestrichen. Kaum hatte es Herkules unter dem übrigen Fest- und Priesterschmuck angezogen, als das Gift sich durch das heftigste Brennen in allen[99] Gliedern kund gab. Zürnend erschlug er nun den Boten Lichas, und riß das festanliegende Gewand vom Körper, an welchem ein Theil seines Fleisches haften blieb, fuhr zur Heimath, und als ihn Dejanira in diesem schrecklichen Zustande erblickte, den sie nicht geahnet, und dessen unglückliche Ursache sie war, erhenkte sie sich. Herkules aber bereitete sich darauf auf dem Berge Oeta selbst seine Apotheose.

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Damen Conversations Lexikon, Band 3. [o.O.] 1835, S. 99-100.
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