Apotheōse

[631] Apotheōse (griech., lat. Consecratio), Vergötterung eines Menschen, insbes. seine feierliche Versetzung unter die Götter. Dieser Gebrauch, durch Ehrfurcht und Dankbarkeit veranlaßt, durch Schmeichelei und Aberglauben fortgepflanzt und vervielfältigt, findet sich bei den meisten Völkern des Altertums, am frühesten bei den Assyrern, Ägyptern und Persern, dann auch bei den Griechen und Römern. Die Griechen vergötterten auf das Geheiß von Orakelsprüchen besonders verdiente Helden nach ihrem Tode, dann auch die Gründer von Kolonien und Städten; in der Folge eigneten sich Fürsten sogar noch bei Lebzeiten göttliche Würde an und ließen sich Denkmäler und Ehrensäulen errichten. Bei den Römern war Romulus der erste und lange Zeit der einzige, dem die Ehre einer feierlichen A. zu teil wurde; der zweite war Julius Cäsar, den Augustus vergöttern ließ, dem nach seinem Tode diese Ehre auch zu teil wurde. Nach ihm nahmen sie alle Kaiser, Vespasian ausgenommen, für sich in Anspruch, und sie wurde ihnen in der Regel infolge eines Senatsbeschlusses zugeteilt. Ähnliche Ehrenbezeigungen wurden in den Provinzen den Prokonsuln erwiesen. Die A. oder Konsekration der Kaiser und ihrer Gemahlinnen findet sich auf römischen Denkmälern sehr häufig (s. Tafel »Gemmen und Kameen«, Fig. 17). Gewöhnlich wird sie durch Aufschweben zum Himmel dargestellt, wobei die Kaiser von Adlern (Jupiter), die Kaiserinnen von Pfauen (Juno) getragen werden. Auf Vasenbildern sieht man die A. des Herakles derart dargestellt, daß der Heros aus den Flammen des Scheiterhaufens auf einem Viergespann zum Himmel fährt. Berühmt ist auch die »A. Homers«, ein figurenreiches Relief wahrscheinlich aus dem 1. Jahrh. v. Chr. (im Britischen Museum). Aus neuerer Zeit bekannt sind die A. Napoleons I. von Thorwaldsen und die A. Kaiser Wilhelms I. von F. Keller (in der Berliner Nationalgalerie).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 631.
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