Bretschneider

[404] Bretschneider, 1) Heinrich Gottfried von, österreich. Schriftsteller, geb. 6. März 1739 in Gera (Reuß), gest. 1. Nov. 1810 zu Krimitz in Böhmen, gelangte nach einem abenteuerlichen Leben als Offizier und diplomatischer Agent, das ihn mit Goethe in Wetzlar, Gellert, Swedenborg, Ramler, Lessing und insbes. mit Nicolai zusammenführte, 1774 nach Wien, wo er zwei Jahre später in den Zivilstaatsdienst eintrat. Ihm verdankte Nicolai einen großen Teil der Nachrichten über österreichische Zustände für sein bekanntes Reisewerk. B. selbst schrieb viel und vielerlei, meist anonym, teils in Versen, teils prosaisch, satirischen, romantischen, dramatischen und literarischen Inhalts. Die von K. F. Linger verfaßten »Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Hofrats von B.« (Wien u. Leipz. 1892) wurden in Österreich mit Beschlag belegt.

2) Karl Gottlieb, prot. Theolog, geb. 11. Febr. 1776 zu Gersdorf im sächsischen Erzgebirge, gest. 22. Jan. 1848 in Gotha, studierte seit 1794 in Leipzig. Seit 1804 Dozent in Wittenberg, ward er 1807 Oberpfarrer zu Schneeberg, 1808 Superintendent in Annaberg, 1816 Generalsuperintendent und Oberkonsistorialrat zu Gotha. B. kultivierte ebenso erfolgreich die theoretische und wissenschaftliche wie die praktische Seite der Theologie und vertrat als höchst tätiger Geschäftsmann die mannigfaltigsten Interessen der Kirche und Schule mit Geschick und Energie. Unter seinen wissenschaftlichen Leistungen sind hervorzuheben die Begründung des »Corpus Reformatorum« (seit 1834), das »Lexicon manuale graeco-latinum in libros N. Test.« (3. Aufl., Leipz. 1840, 2 Bde.) und die »Probabilia de evangelii et epistolarum Johannis apostoli indole et origine« (das. 1820). Sein im »Handbuch der Dogmatik der evangelischen Kirche« (4. Aufl., Leipz. 1838, 2 Bde.) dargelegter dogmatischer Standpunkt war der des philosophisch geschulten Rationalismus. Zahlreich sind seine Schriften über die kirchlichen Zeitfragen, Union, Symbole etc., die er auch in theologischen Romanen behandelte. Seine Selbstbiographie erschien Gotha 1851.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 404.
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