Bretschneider

[296] Bretschneider, 1) Heinrich Gottfried, geb. 1739 in Gera, war Anfangs sächsischer Cornet, dann Rittmeister bei einem preußischen Freicorps u. wurde von den Franzosen gefangen; 1763 in [296] Freiheit gesetzt, wurde er, vom Reichshofrath Moser empfohlen, Landeshauptmann in Nassau-Usingen, verließ diesen Dienst 1771 u. kam nach wechselnden Schicksalen in österreichische Dienste als Vice-Landeshauptmann zu Werschez, wurde 1778 Bibliothekar in Ofen u. später Gubernialrath in Lemberg; 1809 als Hofrath pensionirt, st. er 1810 zu Krzimiz in Böhmen. Er schr.: Graf Esau (komisches Epos), 1768; Papilloten, Frkf. 1769; Fabeln, Romanzen u. Sinngedichte, 1781; Almanach der Heiligen auf das Jahr 1788; Wallers Leben u. Sitten, Köln (Berlin) 1793; Die freiwillige Beisteuer (ein Vorspiel), Lemb. 1793; Verm. Nachrichten u. Bemerkungen, Erlang. 1816; Historische u. literarische Unterhaltung, Kob. 1818, u.a.m. Man schreibt ihm auch den größten Theil der Nachrichten über Wien in Nicolai's Reisen zu. 2) Friedrich Wilhelm, Freiherr von B., Sohn des Vor., geb. 1771 in Usingen, trat in österreichische Kriegsdienste u. stieg bis zum Feldmarschalllieutenant, wurde 1843 in den Freiherrenstand erhoben u. war zuletzt Stadtcommandant von Mailand, wo er 1845 st. 3) Karl Gottlieb, geb. 11. Febr. 1776 zu Gersdorf im Schönburgischen, wurde 1804 Adjunct der philosophischen Facultät in Wittenberg, 1807 Oberpfarrer in Schneeberg, 1808 Superintendent in Annaberg, 1816 Consistorialrath u. Generalsuperintendent in Gotha, 1839 Oberconsistorialdirector u. st. 22. Jan. 1848; er schr.: Historisch-dogmatische Auslegung des N. T., Lpz. 1806; Systematische Entwickelung aller in der Dogmatik vorkommenden Begriffe, ebd. 1806, 4. A. 1841; Systematische Darstellung der Dogmatik u. Moral der apokryphischen Schriften des A. T., ebd. 1806; Religionsvorträge über Tod, Unsterblichkeit u. Auferstehung, 1813; Handbuch der Dogmatik der Evangelischlutherischen Kirche, 1814–18, 2 Bde., 4. A. 1838; Luther an unsere Zeit, 1817; Beleuchtung der 95 reformirten Streitsätze, welche Kl. Harms herausgeg. hat, 1818; Aphorismen über die Union der beiden evangelischen Kirchen in Deutschland, Gotha 1818; Über die Unkirchlichkeit dieser Zeit in Deutschland, ebd. 1820, 2. A. 1822; Probabilia de evangelii et epistolarum Joannis apostoli indole et origine, Lpz. 1820; Lexicon manuale in N. T., ebd. 1825, 4. A. 1840; Predigten, an Sonn- u. Festtagen gehalten, ebd. 1823, 2 Bde.; Lehrbuch der Religion u. Geschichte der christlichen Kirche, Gotha 1824; Apologie der neueren Theologie des evangelischen Deutschlands, Halle 1826; Ob evangelische Regierungen gegen den Rationalismus einzuschreiten haben, Lpz. 1830; Grundlage des evangelischen Pietismus, ebd. 1833; Heinrich u. Antonio od. Die Proselyten, Gotha 1826, 5. A. 1842 (in viele Sprachen übersetzt); Der St. Simonismus u. das Christenthum, Lpz. 1832; Grundprincipien der evangelischen Theologie, 1832; Casualpredigten u. Reden, 1834; Die Theologie u. die Reformation, 1835; Freiherr von Sandau, od. Die gemischten Ehen, Halle 1839, 4. A.; Die Unzulässigkeit des Symbolzwanges in der evangelischen Kirche, ebd. 1841; Clementine od. Die Frommen u. Altgläubigen unserer Tage, 1841; Die religiöse Glaubenslehre, 1843, 4 A. 1846; Die deutsche Reformation der Kirche, 1844; Christliches Andachtsbuch, 1845, 2. A. 1849; Über die Verpflichtung der evangelischen Geistlichen auf die Kirchenbekenntnisse, 1847; Kirchlich politische Zeitfragen, 1847. Er gab auch den Jesus Sirach (griech.), Regensb. 1806, u. das Corpus Reformatorum, Halle 1834–48, 15 Bde., fortgesetzt von Bindseil, heraus, u. ist Verfasser von Deutschland u. Preußen, od. das Interesse Deutschlands am preußischen Staate, 1806; Darstellung des Vierjährigen Krieges der Verbündeten mit Napoleon in den Jahren 1812–15, Annab. 1816, 2 Bde. Er war seit 1824 Mitherausgeber des Halle'schen Predigerjournals; nach Zimmermanns Tode 1838_–46, auch der Darmstädter Allgemeinen Kirchenzeitung. Seine Selbstbiographie (Aus meinem Leben) herausgeg. von Horst B., 2. A. 1852. 4) Hermann Robert von B., geb. 1796 in Gera, studirte in Leipzig die Rechte u. wurde in seiner Vaterstadt Regierungsadvocat u. Director mehrerer Patrimonialgerichte, 1831 Regierungs- u. Consistorialrath, 1840 Kanzler u. Consistorialpräsident u. 1842 in den Adelstand erhoben. Nachdem in Gera der Regierungssitz der jüngeren Linie des Hauses Reuß vereinigt worden war, wurde B. wirklicher Geh. Rath, 1849 Chef der Regierung u. 1850 Minister, u. war Bevollmächtigter bei den Dresdener Conferenzen; im August 1855 trat er von der obersten Leitung der Regierung zurück u. wurde Präsident des Appellationsgerichts u. des Consistoriums in Gera.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 296-297.
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