Dawison

[555] Dawison, Bogumil, Schauspieler, geb. 15. Mai 1818 als Sohn israelitischer Eltern in Warschau, gest. 1. Febr. 1872 in Dresden, wurde Abschreiber, dann Schildermaler, zuletzt Schreiber in der Redaktion der Warschauer »Gazeta«. Hier erlernte er die deutsche und französische Sprache, avancierte vom Schreiber zum Übersetzer und trat auch als Theaterrezensent auf. Von dem Schauspieler Kudlicz für die Bühne gebildet, debütierte D. 1837 mit Beifall, begab sich 1839 nach Wilna, gastierte in Warschau und fand dann an der Lemberger Bühne ein dauerndes Engagement. Die Gastspiele Löwes und der Rettich brachten in ihm den Entschluß, deutscher Schauspieler zu werden, zur Reise. Er machte eine Reise nach Frankreich und Deutschland, suchte sich, zurückgekehrt, eine gute deutsche Aussprache anzueignen und trat 9. Aug. 1841 im deutschen Theater zu Lemberg auf. Anfangs wegen der Aussprache getadelt, studierte er trotzdem deutsche Rollen und reiste 1846 nach Deutschland. Von L. Schneider empfohlen, spielte er in Hamburg 13. Febr. 1847 zum erstenmal, erregte Aufsehen durch seine Eigenart und gewann bald Anerkennung durch die Gewalt der Leidenschaft und die Naturwahrheit seines Spiels. 1849 folgte er einer Einladung zum Gastspiel am Wiener Burgtheater, dessen Folge ein Engagement war, ging dann 1854 an die Dresdener Hofbühne über, wo er 1864 auf Lebenszeit engagiert wurde, löste aber auch hier sein Engagement wieder, um in den größern Städten Deutschlands, 1866 auch in Amerika zu gastieren. Durch Überanstrengung körperlich und geistig gebrochen, kehrte er, der Kunst verloren, nach Dresden zurück. Mephistopheles, Franz Moor, Mark Anton, Hamlet, Alba, Karl V., Riccaut de la Marlinière, Molière, Marinelli, Richard III., Narziß und Lear waren bewunderte Leistungen Dawisons.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 555.
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