Drontheim [2]

[209] Drontheim (Trondhjem), Hauptstadt des gleichnamigen norweg. Stiftes (s. oben) und einzige Stadt des Amtes Süddrontheim, liegt am Südgestade des gleichnamigen, hier fast 8 km breiten Fjords, an der Mündung der Nea oder des Nidelv, an Hügeln malerisch hingestreckt und ist mit Christiania und dem nördlichen Schweden (über Storlien nach Sundsvall) durch Eisenbahnen verbunden. Sie besteht aus der Stadt und den Vorstädten Baklandet und Ilen. Als Hafen diente ursprünglich nur die Flußmündung; neuerdings ist ein Hafen mit großen Bassins und einem Molo angelegt worden. Auf einer Klippe vor dem Hafen steht das kleine Fort Munkholm (ehemals Staatsgefängnis) und auf einer Anhöhe neben der Stadt das Kastell Christianstén. Die Stadt hat breite Straßen, die sich meist rechtwinkelig schneiden. Königs- und Mönchsstraße durchziehen sie in ihrer ganzen Länge und Breite. Die Häuser sind zweistöckig und z. T. Holzbauten. Das eigentümlichste Gepräge hat die sogen. Seestraße, an der Ostseite der Stadt, wo den großen und stattlichen Kaufmannshäusern ebenso viele hölzerne, auf 5–6,5 m hohen Pfählen ruhende Pack- und Warenhäuser gegenüberstehen, die mit der Hinterseite an den unmittelbar vorbeifließenden Nidelv stoßen. Zwei Brücken über den Fluß führen in die Vorstadt Baklandet. Das ehrwürdigste Denkmal einer großen Vergangenheit ist der Do m, ein im 11.–13. Jahrh. errichteter romanischer oder frühgotischer Bau, wovon nach dem Brande von 1530 nur das Chor übrigblieb; er wird seit 1869 allmählich restauriert, zurzeit ist nur der Westflügel im Bau, während die drei übrigen Flügel in alter Pracht hergestellt sind. Vgl. v. Minutoli, Der Dom zu D. (Berl. 1853); P. A. Munch, Der Dom zu D. (norwegisch u. englisch, Christiania 1859). Seit 1818 sind die norwegischen Könige wieder in der Chorkirche gekrönt worden. Unweit des Domes befand sich die Residenz des Erzbischofs, deren Überreste noch in dem sogen. Kongsgaard (»Königshof«), jetzt Zeughaus, vorhanden sind. Außer dem Dom hat die Stadt drei evangelische und eine kath. Kirche. Am Markt stehen mehrere öffentliche Gebäude, sämtlich von mächtigen Holzmassen aufgeführt; unter diesen dient der riesige Stiftshof dem Stiftsamtmann als Wohnung und wird bei Anwesenheit des Königs als Residenz benutzt. Auch soll die technische Landeshochschule hier errichtet werden. D. wird durch eine Wasserleitung reichlich mit Wasser versehen. Die Zahl der Einwohner beträgt (1900) 38,180. Schiffahrt und Handel sind bedeutend. Es kamen vom Ausland 1901 an 402 Schiffe von 231,619 Ton. Tragfähigkeit. Zu den Hauptartikeln der Ausfuhr gehören: Garkupfer, Heringe, Tran, Holz, Holzmasse, Zellulose. Der Wert der Einfuhr beträgt 23,947,900 Kronen, der Ausfuhr 13,313,700 Kr. 1901 besaß D. 20 Segelfahrzeuge von 1388 T. Tragfähigkeit und 46 Dampfer von 22,322 T. D. steht in lebhafter Dampfschiffsverbindung mit sämtlichen Häfen längs der norwegischen Küste; es ist Sitz eines Bischofs und eines Stiftsamtmanns sowie eines deutschen Konsuls, hat ein Gymnasium, eine königliche Gesellschaft der Wissenschaften, Museen, eine Bibliothek, ein Theater, Strafgefängnis und viele Fabriken. – D. wurde 997 von Olaf Tryggvessön angelegt und hieß damals Nidaros (»Mündungsstadt der Nid«, lat. Nidarosia). Von Jarl Svein zerstört, von Olaf II. dem Heiligen aber wieder aufgebaut, war D. als Residenz der norwegischen Könige und als Sitz eines Erzbistums (1152–1537) im Mittelalter ein bedeutender Ort mit 9 Kirchen, 5 Klöstern sowie andern ansehnlichen Gebäuden. Nach dem Frieden von Roskilde (s. d.) 1658 wurde D. von den Schweden besetzt, aber schon Ende des Jahres ihnen wieder abgenommen. Während der letzten 500 Jahre brannte es 15mal ab, seit 1814 ist es wieder die offizielle Krönungsstadt Norwegens. Vgl. Daae, Throndhjems Stifts geistlige Historie fra Reformationen til 1814 (Dronth. 1863); H. Mathiesen, Det gamle Trondhjem (Christ. 1895–97); »Bidrag til Trondhjems og Trondelagers Historie« (Dronth. 1897); »Trondhjem i Fortid og Nutid« (hrsg. v. Heggtveit, Horten 1897).

Der Fjord von Drontheim, einer der größten an der Westküste Norwegens, gegen 150 km lang, erstreckt sich von dem Meer (Trondhjems Led) erst östlich, dann nördlich in das Land hinein und steht durch den schmalen Skarnsund in Verbindung mit seinem innern Teil, dem Beitstadfjord. Er unterscheidet sich von den übrigen Fjorden des westlichen und nördlichen Norwegen, die von schroffen und steilen Felsenwänden umgeben sind, dadurch, daß er an seinen Ufern bedeutende Ebenen mit Ackerland und Waldungen hat. An der Fjordmündung sind bei Agdenes und Brattingsnes Batterien angelegt. S. Karte »Schweden und Norwegen, südlicher Teil«.[209]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 209-210.
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