Flacĭus

[651] Flacĭus, Matthias F. Illyricus (der Illyrier), eigentlich Vlacich, auch Francowich, luther. Streittheolog, geb. 3. März 1520 in Albona (Istrien), gest. 11. März 1575 in Frankfurt a. M., studierte in Venedig Humaniora und begab sich von da, statt, wie er beabsichtigt hatte, Mönch und katholischer Theolog zu werden, 1539 nach Basel, dann nach Tübingen und 1541 nach Wittenberg, wo Luther und Melanchthon seine Lehrer wurden, ihm auch 1544 eine Professur der hebräischen Sprache auswirkten. Als Melanchthon das sogen. Leipziger Interim (s. Interim) 1548 gebilligt hatte, begann F. von Magdeburg aus eine maßlose Polemik gegen jenen und seine Schule. Als Professor an der streng lutherischen Universität Jena seit 1557, bekämpfte er mit seinen Amtsgenossen (Musäus, Wigand u. a.) den philippistischen oder kursächsischen Synergismus (s.d.). Auf seine Rechnung kommt namentlich das sogen. Konfutationsbuch (s.d.). Als in Jena selbst in Vikt. Strigel (s.d.) ein Verteidiger des Synergismus erstand, bewirkte F. dessen Verhaftung, konnte jedoch auf einem Kolloquium zu Weimar die Verdammung Strigels nicht durchsetzen. F. ging, 1561 seines Amtes entsetzt, nach Regensburg, von da nach Antwerpen, wo er einer Verfolgung weichen mußte, endlich nach Straßburg, geriet aber auch hier mit den Geistlichen schließlich in einen so heftigen Streit, daß der Rat ihn 1573 aus der Stadt verwies. Einst das Orakel aller strengen Lutheraner, wurde er nun wegen seiner Äußerung, daß die Erbsünde zum Wesen des Menschen gehöre, des Manichäismus beschuldigt und überall vertrieben. Auch in Frankfurt war, als er starb, seine Ausweisung bereits verfügt. Unter F.' wissenschaftlichen Arbeiten ist vor allem die Redaktion der »Magdeburgischen Zenturien« (s.d.) zu nennen, außerdem sein »Catalogus testium veritatis« (Basel 1556) und »Clavis Scripturae Sacrae« (das. 1567). Vgl. Preger, Matth. F. Illyricus und seine Zeit (Erlang. 1859–61, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 651.
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