Henneberg [2]

[171] Henneberg, 1) Johann Wilhelm Julius, Agrikulturchemiker, geb. 10. Sept. 1825 zu Wasserleben bei Wernigerode, gest. 24. Nov. 1890 in Greene, studierte seit 1842 in Braunschweig, Jena und Gießen, widmete die folgenden Jahre einer genauern Einsicht in den landwirtschaftlichen Betrieb und die landwirtschaftlichen Gewerbe, unterrichtete an der Ackerbauschule Badersleben, wurde in Braunschweig Sekretär des Landwirtschaftlichen Vereins und Redakteur der »Vereins-Mitteilungen«, 1852 Sekretär der Königlich hannoverschen Landwirtschaftsgesellschaft in Celle, begründete dort 1853 das »Journal für Landwirtschaft« und eröffnete ein Laboratorium zur Ausführung chemischer Arbeiten im Interesse der hannoverschen Landwirtschaft. 1857 wurde er Vorstand der Versuchsstation Weende-Göttingen und 1865 zugleich Professor an der Universität Göttingen. H. ist der Begründer der neuen landwirtschaftlichen Fütterungslehre; er wies die Nichtigkeit der Lehre vom Heuwert nach und kultivierte die Ausbildung der Versuchsmethoden und der chemischen Analyse der Futterstoffe. Die höchsten Aufgaben der Fütterungschemie wurden mit größter Schärfe präzisiert und eine vollständige Beherrschung der tierischen Produktion, soweit sie von der Ernährung abhängig ist, durch Ausstellung eines eigentümlichen Versuchsplans angebahnt. Er schrieb: »Beiträge zur Begründung einer rationellen Fütterung der Wiederkäuer« (mit Stohmann, Braunschw. 1860–64, 2 Hefte) und »Neue Beiträge« (Götting. 1870–71).

2) Rudolf, Maler, geb. 13. Sept. 1825 in Braunschweig, gest. daselbst 14. Sept. 1876, studierte in Göttingen und Heidelberg die Rechte und arbeitete ein Jahr als Auditor in Braunschweig. Im Frühjahr 1850 ging er jedoch nach Antwerpen, um sich in der Malerei auszubilden, und beschloß endlich, nachdem er die dortige Akademie 1 1/2 Jahr besucht, den Staatsdienst ganz aufzugeben. Er ging nach Paris, arbeitete dort kurze Zeit im Atelier Coutures und begann alsdann eigne Kompositionen auszuarbeiten, wobei er großen Wert auf landschaftliche Studien legte. 1857 trug ihm sein wilder Jäger (1856, Berliner Nationalgalerie) nach Bürger, mit dem er zuerst sein eigentliches Stoffgebiet, das einer wilden, leidenschaftlichdüstern Romantik, betrat, auf der Pariser Ausstellung eine Medaille ein. Von einem ähnlichen Geist ist der Verbrecher aus verlorner Ehre nach Schillers Novelle (1860, Berliner Nationalgalerie) erfüllt. 1861 ging H. nach Italien, wo er sich zwei Jahre, besonders in Rom, aufhielt und sein Kolorit durch das Studium Tizians zu größerm Reichtum entfaltete. Von 1863 bis 1865 hielt er sich in München, von 1866–73 in Berlin auf, wo er in der Jagd nach dem Glück (1868, Nationalgalerie in Berlin) seine reifste Komposition schuf, die seinen Namen populär gemacht hat. Durch die Ereignisse von 1870´71 angeregt, malte er dann einen Zyklus von Wandgemälden patriotischen Inhalts für die Warschauersche Villa in Charlottenburg. 1873 ging er wieder nach Rom, wo er bis 1876 blieb und eine Reihe von Reiter- u. Jägerbildern schuf, deren Hintergrund die römische Campagna bildet. Neben seiner Neigung zum Phantastischen und zur Romantik reizte ihn vornehmlich die Darstellung des Pferdes, in der er eine große Meisterschaft erreicht hatte. Im Kolorit anfangs von Rubens und Tizian ausgehend, arbeitete er sich zuletzt zu einer sonnigen Klarheit und heitern Ruhe hindurch. Vgl. Bode, Rudolf H. (Wien 1895).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 171.
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