Hesekiel [2]

[257] Hesekiel, Georg Ludwig, Dichter und Romanschriftsteller, geb. 12. Aug. 1819 in Halle, gest. 26. Febr. 1874 in Berlin, studierte in Jena, Halle und Berlin erst Theologie, dann Geschichte und Philosophie und wendete sich später der Literatur und Publizistik zu. Seit 1848 in Berlin, ward er hier Mitredakteur der »Neuen Preußischen Zeitung« und 1855 Mitbegründer der sozialpolitischen Wochenschrift »Berliner Revue«. Von seinen frühern flachen und ziemlich frivolen Dichtungen und Romanen, die fast spurlos vorübergingen, zu schweigen, machte H. zuerst einigermaßen Aufsehen durch die mit der herrschenden Richtung in Opposition tretenden »Preußenlieder« (Magdeburg 1846), die ihm in den spezifisch preußischen Kreisen Freunde gewannen. Ihnen folgten zahlreiche Romane, die vorzugsweise Bilder aus der preußischen Geschichte, aber von neupreußisch-tendenziöser Färbung, enthalten und an Wert sehr ungleich sind. Wir nennen hier nur: »Das liebe Dorel, die Perle von Brandenburg« (Berl. 1851); »Vor Jena« (das. 1859, 2 Bde.; 4. Aufl. 1871); »Von Jena nach Königsberg« (das. 1860, 3 Bde.; 3. Aufl. 1871); »Bis nach Hohen-Zieritz« (das. 1861, 3. Aufl. 1871); »Stille vor dem Sturm« (das. 1862, 3 Bde.; 3. Aufl. 1871) etc. Am kräftigsten tritt sein Erzählungstalent hervor im Roman »Unter dem Eisenzahn« (Berl. 1864, 3 Bde.), worin brandenburgische Zustände im 14. Jahrh. geschildert sind, und in »Lux et umbra« (das. 1861, 3 Bde.), einer Geschichte der Philippine Welser. Mehrere Romane sind der französischen Geschichte entnommen, aber von der gleichen feudal-konservativen Tendenz, z. B.: »Von Turgot bis Babeuf« (Berl. 1857, 3 Bde.; 2. Aufl. 1873); »Französische Hofgeschichten« (das. 1859); »Graf d'Anethan d'Entragues« (das. 1856, 3. Aufl. 1861); »Lilienbanner und Trikolore« (das. 1859, 2. Aufl. 1862) u. a. Von Dichtungen erschienen noch: »Zwischen Sumpf und Sand, vaterländische Dichtungen« (Berl. 1863); »Aus dem Dänenkriege, Preußenlieder« (das. 1864); »Neue Gedichte« (das. 1866); »Gegen die Franzosen, preußische Kriegs- und Königslieder« (das. 1870 u. 1871) u. a. Großen Anklang, aber wesentlich durch die darin enthaltenen Familienbriefe, fand sein »Buch vom Fürsten Bismarck« (3. Aufl., Bielefeld 1873), das auch ins Englische übersetzt wurde. – Auch seine Tochter Ludovika H., geb. 3. Juli 1847 in Altenburg, gest. 7. April 1889 in Neustadt bei Koburg als Gattin des Predigers Johnsen, ist mit einer Reihe von Romanen und Erzählungen in der Richtung des Vaters, wie »Von Brandenburg zu Bismarck« (1873, 2 Bde.), »Unterm Sparrenschild« (1877, 5. Aufl. 1903), »Gott mit uns« (1883), »Aus Dur und Moll«, Erzählungen (1886, 3 Bde.), »Nürnberger Tand« (1888, 2. Aufl. 1902) u. a., hervorgetreten. Außerdem schrieb sie: »Barackenleben« (Berl. 1871, über ihre Tätigkeit in den Berliner Baracken) und »Elisabeth Luise, Königin von Preußen, ein Lebensbild« (das. 1881).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 257.
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