Luynes [2]

[887] Luynes (spr. lüīn'), 1) Charles d'Albert, Herzog von, Günstling Ludwigs XIII. von Frankreich, geb. 5. Aug. 1578 in Pont-St.-Esprit (Gard) aus einer ursprünglich florentinischen Familie, gest. 14. Dez. 1621, kam früh als Page an den Hof Heinrichs IV. und erwarb sich hier die Gunst des Dauphins und nachherigen Königs Ludwig XIII. Durch seinen Einfluß auf den König veranlaßte er 1617 die Ermordung des Marquis d'Anere und wußte sich sodann dessen sehr bedeutendes Vermögen und seine Ämter anzueignen. 1619 ward er vom König zum Herzog und Pair von Frankreich erhoben, und 1621, während des von ihm betriebenen Feldzugs gegen die Protestanten, erhielt er das Schwert als Connétable[887] und kurze Zeit darauf das Kanzleramt. Er war vermählt mit Anna de Rohan, der spätern Herzogin von Chevreuse, einer ehrgeizigen, ränkesüchtigen Dame. Vgl. B. Zeller, Le Connétable de L. (Par. 1879). – Einer seiner Nachkommen, Charles Philippe, Herzog von L., geb. 30. Juli 1695, gest. 2. Nov. 1758, heiratete 1732 in zweiter Ehe eine Marquise von Béthune, Ehrendame der Königin Maria Leszczynska, und war der letztern bis zu seinem Tode treu ergeben. Er hat über das Leben am Hof interessante, wenn auch parteiisch gefärbte Mitteilungen hinterlassen in seinen Memoiren (hrsg. von Dussieux und Soulié, 1860–65, 17 Bde.).

2) Honoré Théodoric Paul Joseph d'Albert, Herzog von, Archäolog und Numismatiker, Nachkomme des vorigen, geb. 15. Dez. 1802 in Paris, gest. 14. Dez. 1867 in Rom, war viel auf Reisen, besonders in Italien und im Orient, oder lebte auf seinem Stammschloß Dampierre, überall ein Förderer der Künste, wurde 1830 Mitglied der Akademie der Inschriften, 1848 der Konstituierenden und 1849 der Gesetzgebenden Versammlung und ward beim Staatsstreich, 2. Dez. 1851, auf kurze Zeit verhaftet, söhnte sich aber mit dem Kaisertum aus. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Métaponte« (mit F. J. Debacq, Par. 1833); »Description de quelques vases peints« (1840); »Essai sur la numismatique des Satrapies, etc.« (1846); »Numismatique et inscriptions cypriotes« (1852). Aus seinem Nachlaß gab der Graf Vogué heraus: »Voyage d'exploration à la Mer Morte, à Petra et sur la rive gauche du Jourdain« (1871–76, 3 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 887-888.
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