Militärgeographie

[817] Militärgeographie, Teil der Kriegswissenschaften und der geographischen Wissenschaft, die ihre Lehren für militärische Zwecke verwertet. Je größer die Heere werden und je mehr infolge der allgemeinen Wehrpflicht der Krieg zur Volkssache geworden ist, um so mehr wirken die geographischen Verhältnisse des Kriegsschauplatzes auf die militärischen Operationen und ihre Vorbereitung ein. Rein strategisch und taktisch ist die Gestaltung der Erdoberfläche (Ebene und Gebirge, Flüsse, Sümpfe, Wälder) oft von bestimmendem Einfluß, für die Erhaltung und Versorgung der Heere das Klima, die Bevölkerungs- und Anbauverhältnisse, die Jahreszeit, für das Zusammenwirken von Heerführung und Diplomatie die politischen Verhältnisse, Gestaltung der Grenzen, Volksstimmung etc. Da die meisten dieser Verhältnisse starkem Wechsel unterliegen, schließt sich das Studium der M. am besten an gegebene politische und strategische Lagen an, gehört also eng zur Kriegsgeschichte, und die Darstellung kriegsgeschichtlicher Ereignisse ist ohne Berücksichtigung der in Frage kommenden militärgeographischen Tatsachen unvollständig. Vgl. die bei den einzelnen kriegsgeschichtlichen Artikeln angeführte Literatur; Pica, Frankreich und Deutschland, eine Parallele (6. Aufl., Hamb. 1882); Stavenhagen, Militärgeographische Skizzen von den Kriegsschauplätzen Europas (Berl. 1898); Pramberger, Behelf zum Studium der M. von Mitteleuropa (3. Aufl., Wien 1899) und Atlas etc. (das. 1894); Marga, Géographie militaire (1. Abt.: Frankreich, 4. Aufl., Par. 1885, 2 Bde.; 2. Abt.: die übrigen Staaten Europas, das. 1885, 3 Bde.); Porro, Guido allo studio della geografia militare (Turin 1898); Maguire, Outlines of military geography (Cambridge 1899); Barré, La géographie militaire et les nouvelles méthodes géographiques: Introduction à l'étude de l'Europe centrale und La France du nordest (beide Nancy 1899); ferner die militärgeographische Beschreibung einzelner Länder, z. B. von Tuma (Östliche Balkanhalbinsel, Wien 1886; Griechenland, Makedonien und Südalbanien, Hannov. 1888) u. a.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 817.
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