Montgelas

[106] Montgelas (spr. mong-sch'la), Maximilian Joseph, Graf von, bayr. Minister, geb. 10. Sept. 1759 in München aus einem savoyischen, in Bayern eingebürgerten Geschlecht, gest. 14. Juni 1838 in München, studierte in Nancy und Straßburg, ward 1777 kurbayrischer Hofrat, 1779 Kammerherr des Kurfürsten Karl Theodor und Rat bei der Bücherzensur, verlor diese Stellen aber 1785 wegen seiner Hinneigung zu den Illuminaten (s. d.) und lebte am Hofe zu Zweibrücken. Maximilian Joseph ernannte ihn 1795 zum Regierungsrat, 1796 zum Wirklichen Geheimen Rat, 1799 zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten, 1803 der Finanzen, 1806 des Innern und 1809 wieder der Finanzen. In diesen Stellungen erwarb sich M. um die Hebung des bayrischen Volks- und Staatslebens unbestreitbare Verdienste, indem er, freilich etwas gewalttätig, die zahlreichen Reste des Mittelalters beseitigte und nach französischem Muster durchgreifende Reformen einführte; besonders der Kirche und den Jesuiten zeigte er sich feindlich. Seine auswärtige Politik bestand im Anschluß an Frankreich und trug eine bedeutende Vergrößerung des Staatsgebiets ein, aber Deutschlands mächtigster Staat, wie M. wollte, ward Bayern dadurch nicht, wenn es auch auf dem Wiener Kongreß den Umfang des Gebietes und seine Souveränität behauptete. 1809 ward er in den Grafenstand erhoben. Der Einführung einer Konstitution, die Max Joseph beabsichtigte, durchaus abgeneigt, erhielt M. im Februar 1817 seine Entlassung und ward 1819 erblicher Reichsrat. Seine Denkwürdigkeiten (1799–1817), eine Rechtfertigung seiner ministeriellen Tätigkeit, erschienen im Auszug, aus dem französischen Original übersetzt, Stuttgart 1887. Vgl. (v. Lang): »Der Minister Graf M. unter der Regierung König Maximilians I.« (Altenb. 1815); »Briefe des Staatsministers Grafen M.« (hrsg. von Julie v. Zerzog, Regensb. 1853); L. Hoffmann, Ökonomische Geschichte Bayerns unter M. (Erlang. 1885); Graf Du Moulin Eckart, Bayern unter dem Ministerium M. (Bd. 1, Münch. 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 106.
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