Orenburg [1]

[110] Orenburg, russ. Gouvernement auf der Grenze von Europa und Asien, grenzt im N. an Perm, im NO. an Tobolsk, im Osten und SO. an das Gebiet Turgai, im S. an das Uralgebiet und im W. an die Gouvernements Samara und Ufa und umfaßt ein Areal von 191,179 qkm (3472 QM.). Der nördliche und westliche Teil ist ein Gebirgsland, gebildet vom Ural, mit einer absoluten Höhe von ca. 1500 m, und dessen drei Ausläufern, dem südlichen Ural, dem Ilmen- und Urengaigebirge, von denen letzteres das höchste (im Jaman-Tau 1646 m), sowie dem Obschischij Syrt (s. d.). Der südliche und östliche Teil trägt den Charakter einer Steppe, die je weiter nach Osten desto baumloser und unwirtlicher wird. Bewässert wird O. von dem Ural und dessen Nebenflüssen Sakmara, Ik und Ilek sowie von den zum Flußgebiet des Ob gehörigen Mijas und Ui und der Bjelaja (zur Kama). Daneben zählt man gegen 1500 Seen, darunter etwa 100 Bittersalz- und Salzseen, von denen einige ausgebeutet werden. Das Klima ist kontinental. Die mittlere Jahrestemperatur in der Hauptstadt beträgt 3,3°. Die Zahl der Regentage ist 130 mit einem Niederschlage von 427 mm. Die Bevölkerung, (1897) 1,600,145 (8,4 auf 1 qkm), besteht mit 70,37 Proz. aus Großrussen, 15,01 Proz. Baschkiren, 5,81 Proz. Tataren, 2,59 Proz. Kleinrussen, 2,40 Proz. Mordwinen, 1,05 Proz. Teptjaren. Der Rest entfällt auf Tschuwaschen, Polen und Deutsche. Dem Bekenntnis nach gehören 74 Proz. der griechisch-orthodoxen Kirche an, 3 Proz. sind Sektierer, 22 Proz. Mohammedaner. Von der Einwohnerschaft bilden 22 Proz. das Orenburgische Kosakenheer (vier Fünftel davon Großrussen), das in drei Heeresabteilungen (O., Troizk, Werchneuralsk) mit 44 Stanizen zerfällt und dem ca. 9 Mill. Hektar des Bodens gehören. O. ist reich an Mineralschätzen, insbes. an Gold, Kupfer, Eisen und Salz. 1901 zählte man 435 Goldwäschereien, die 2657 kg Waschgold produzierten, während an Ganggold außerdem 1722 kg gewonnen wurden. An Kupfererzen wurden 13,251 Ton., an Chromeisenstein 1771 T., an Eisenerzen 133,053 T. (insbes. Magnetit aus dem berühmten Magnetberg bei Werchneuralsk) und an Steinsalz 25,387 T. gewonnen. Im übrigen bilden Ackerbau und Viehzucht die Hauptbeschäftigung. Von dem Areal entfallen 36 Proz. auf Ackerland, 32 Proz. auf Weiden und Wiesen, 20 Proz. auf Wälder, der Rest auf Unland. Die Ernte ergab 1902: 523,882 Ton. Weizen, 28,142 T. Roggen, 141,810 T. Hafer, 20,139 T. Gerste und 88,872 T. Kartoffeln. An Vieh zählte man 1902: 716,000 Pferde, 848,000 Stück Hornvieh, 1,149,000 Schafe, 77,000 Ziegen und 47,000 Schweine. Gemüse- und Obstbau sind wenig entwickelt. Dagegen kommen als Nebengewerbe Fischerei und Bienenzucht in Betracht. Die Industrie, mit Ausnahme der bergbaulichen, ist gänzlich bedeutungslos. 1900 zählte man 189 Betriebe mit 5715 Arbeitern und einem Produktionswert von ca. 14 Mill. Rubel. Das Gouvernement zerfällt in fünf Kreise: O., Orsk, Troizk, Tscheljabinsk und Werchne-Uralsk.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 110.
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