Quebec [2]

[502] Quebec, Hauptstadt der gleichnamigen kanad. Provinz (s. oben) und bis 1857 von ganz Kanada, unter 46°49' nördl. Br. und 71°13' westl. L., an der Mündung des St. Charles-Flusses in den hier nur 1200 m breiten St. Lorenzstrom und an mehreren Eisenbahnen, besteht aus der 60 m über dem Fluß liegenden Oberstadt, die südwestwärts aufsteigt bis zur gewaltigen, die Landspitze Diamond (101 m) krönenden Zitadelle, dem »amerikanischen Gibraltar«. Sie enthält den Paradeplatz, Festungsgarten, die Dufferinterrasse mit schöner Aussicht und dem großartigen Hôtel Chateau Frontenac. die 1666 eingeweihte kath. Kathedrale, die anglikanische Kathedrale, das neue Parlamentsgebäude, die kath. Laval-Universität (aus einem 1663 von Laval gegründeten Priesterseminar hervorgegangen) mit Museum, Bibliothek und 235 Studierenden, das protest. Morin College mit Museum, große Kaserne im alten Jesuitencollege (1646 erbaut), Zeughaus, das Hôtel Dieu mit einem Nonnenkloster, Hospital und Kirche, das Stadthaus, Markthalle, Theater, Gefängnis etc. Die eng und winklig gebaute Unterstadt ist vorzugsweise Sitz des Handels und der Industrie und enthält das Zollhaus, die Bahnhöfe, ein großes Hospital, die St. Rochuskirche, das Kloster vom heiligen Herzen Jesu. Auf dem rechten Flußufer liegt der Vorort Lévis, den Dampffähren mit Q. verbinden. Die Stadt hat (1901) 68,840 Einw., darunter sehr viele französische Kanadier, ist Sitz des Provinzialparlaments, eines deutschen Konsuls, des obersten Gerichtshofs Kanadas sowie[502] mehrerer wissenschaftlicher Gesellschaften. Schiffbau und Holzhandel sind sehr gesunken; wichtig sind Schuhwarenfabrikation (4000 Arbeiter, 4,3 Mill. Doll.), Gerberei, Eisengießerei, Maschinenbau, Baumwollweberei, Fabrikation von Musikinstrumenten, Papier, Tabak, Gummiwaren etc. Der Hafen in der Charles-River-Mündung, mit großen Docks, ist von Mitte Dezember bis April durch Eis geschlossen, und der auswärtige Handel geht dann über Halifax. Die Einfuhr (Kohle, Koks, Baumwolle, Felle, Pelzwaren, Eisen und Stahl, Zucker, Seide, Kleider, Wollwaren) betrug 1903: 7,530,777, die Ausfuhr (Holz, Leder und Lederwaren, Käse, Getreide) 6,445,727 Doll., der Schiffsverkehr 1,296,344 Ton. in 471 Schiffen. – Q., von den Franzosen wegen seiner reizenden Lage Quel bec (»welche Landspitze!«) genannt, wurde 1608 von Samuel de Champlain an der Stelle des indianischen Dorfes Stadacone gegründet und 1629 von den Engländern erobert, jedoch 1632 mit Kanada den Franzosen zurückgegeben. 1663 wurde es die Hauptstadt von Kanada. Die Engländer versuchten 1690 vergeblich, sich der Stadt zu bemächtigen. Erst 1759 kam sie infolge der Schlacht vom 13. Sept., in der Wolfe und Montcalm fielen, 18. Sept. in ihren Besitz. 1760 ward Q. vergeblich von den Franzosen angegriffen und 1763 endgültig an England abgetreten. Noch einmal wurde Q. während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges Ende 1775 bis Mai 1776 durch die Amerikaner Montgomery und Arnold belagert und blockiert. Seit 1905 wird Q. neu befestigt. Vgl. Doughty und Parmelee, The siege of Q. and the battle of the Plains of Abraham (Quebec 1903, 6 Bde.); Parker und Bryan, Old Q., the fortress of New France (Lond. 1903); W. Wood, The fight for Canada (das. 1904); Douglas, Q. in the 17. century (Cleveland 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 502-503.
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