Reggio nell' Emilĭa [2]

[709] Reggio nell' Emilĭa, Hauptstadt der gleichnamigen ital. Provinz (s. oben), 58 m ü. M., in einer weiten, fruchtbaren Ebene am Crostolo, von dem hier ein Kanal zur Secchia ausgeht., an den Eisenbahnlinien Piacenza-Bologna, Guastalla-R.-Sassuolo und R.-Carpi gelegen, ist mit Mauern und Wällen umgeben und hat breite, teilweise mit Arkaden versehene Straßen. Hervorragende Gebäude sind: der romanische Dom (12. Jahrh., im 15. Jahrh. erneuert) mit hoher Kuppel, Krypte, Fresken des 13. Jahrh. und mehreren Statuen und Grabmälern von Clementi (Schule Michelangelos), die im Barockstil erbauten Kirchen Madonna della Ghiara (1597 in der Form eines griechischen Kreuzes entworfen) mit fünf Kuppeln und San Prospero (1504 neu ausgeführt) mit altlombardischem Löwenportal, beide auch mit Fresken geschmückt; das ehemalige Benediktinerkloster San Pietro mit Kreuzgang von 1513, mehrere Renaissancepaläste, das Stadthaus und das Theater am parkartigen Platze Foro Boario. Die Zahl der Einwohner beträgt (1901) 19,473 (in der Gemeinde 58,490). Erwerbszweige bilden außer der Landwirtschaft Fabrikation von Zementwaren, Zündhölzern, Bürsten und Teigwaren, Käserei, Gewinnung von Seidenraupeneiern, Gerberei und Buchdruckerei sowie Handel. R. hat ein Lyzeum und Gymnasium, ein Seminar, ein Technisches Institut, eine Technische Schule, eine Zeichenschule, eine Stadtbibliothek (56,000 Bände), eine naturhistorische Sammlung (Spallanzani), ein Antiquitätenmuseum, eine Viehzucht- und Käsereischule und eine gerichtliche Irrenanstalt. Die Stadt ist Sitz des Präfekten, eines Bischofs, eines Assisenhofes und einer Handelskammer. R. ist die Vaterstadt Ariosts und des Astronomen Secchi. Oudinot erhielt 1809 von Napoleon I. den Titel eines »Herzogs von Reggio«. – Bei den alten Römern hieß[709] R. Regium Lepidi. Im Mittelalter war R. in der fränkisch-deutschen Zeit Hauptort einer Grafschaft, die seit dem 10. Jahrh. dem Hause Canossa gehörte, erlangte dann kommunale Selbständigkeit, geriet aber 1290 unter die Herrschaft der Estenser. Nachdem es mehrmals die Besitzer gewechselt hatte, fiel es 1409 an das Haus Este zurück, dem es auch, nachdem es 1796 zur Zisalpinischen Republik und 1805 zum Königreich Italien geschlagen worden war, 1814 zurückgegeben ward. 1859 wurde R. mit Sardinien vereinigt. Vgl. Bassi, R. alla fine del secolo XVIII (Reggio 1895).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 709-710.
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