Schücking

[54] Schücking, Levin, Schriftsteller, geb. 6. Sept. 1814 zu Klemenswerth im Münsterschen, gest. 31. Aug. 1883 in Pyrmont, besuchte die Gymnasien zu Münster und Osnabrück, studierte in München, Heidelberg und Göttingen die Rechte, gab aber 1837 die juristische Laufbahn auf und ließ sich als unabhängiger Schriftsteller in Münster nieder. Durch seine Mutter Sibylla Katharina, geborne Busch, die eine begabte Dichterin und Freundin von Annette v. Droste-Hülshoff war, wurde er schon 1831 mit dieser bekannt, und es kam allmählich zu einer warmen Freundschaft beider, die erst später, als sich allerlei Gegensätze geltend machten, einer Entfremdung wich. 1842 übernahm S. die Erziehung der Söhne des Fürsten Wrede, doch folgte er schon 1843 einem Rufe in die Redaktion der Augsburger »Allgemeinen Zeitung«, um so lieber, als es ihm nun auch möglich war, seine Braut Luise v. Gall (s. unten) heimzuführen. Doch schon 1845 vertauschte er Augsburg mit Köln, wo er das Feuilleton der »Kölnischen Zeitung« bis 1852 redigierte und im Auftrag des Blattes Paris (1846, Heine) und Rom (1847) besuchte. Seit Herbst 1852 lebte S. teilweise auf seiner Besitzung Sassenberg bei Warendorf, teilweise in Münster, von wo aus er England und wiederholt Italien besuchte. Von seinen zahlreichen Romanen sind bemerkenswert: »Ein Schloß am Meere« (Leipz. 1843, 2 Bde.); »Die Ritterbürtigen« (das. 1845, 3 Bde.; 2. umgearbeitete Aufl. 1864); »Eine dunkle Tat« (das. 1846); »Eine Römerfahrt« (Kohl. 1848, 2. Aufl. 1860); »Ein Sohn des Volkes« (Leipz. 1849, 2 Bde.); »Der Bauernfürst« (das. 1851, 2 Bde.); »Die Sphinx« (das. 1856); »Paul Bronckhorst« (das. 1858, 3 Bde.); »Die Rheider Burg« (Prag 1859, 2 Bde.); »Die Marketenderin von Köln« (Leipz. 1861, 3 Bde.); »Verschlungene Wege« (Hannov. 1867, 3 Bde.; umgearb. 1874); »Schloß Dornegg« (Leipz. 1868, 4 Bde.); »Die Malerin aus dem Louvre« (Hannov. 1869, 4 Bde.); »Luther in Rom« (das. 1870, 3 Bde.; 2. Aufl. 1873); »Deutsche Kämpfe« (Leipz. 1871, 2 Bde.); »Die Heiligen und die Ritter« (Hannov. 1873, 4 Bde.); »Die Herberge der Gerechtigkeit« (Leipz. 1879, 2 Bde.); »Das Recht des Lebenden« (das. 1880, 3 Bde.); »Alte Ketten« (Bresl. 1883, 2 Bde.); »Große Menschen« (das. 1884, 3 Bde.) u. a. Schückings Romane, von denen er die auf dem Boden seiner westfälischen Heimat spielenden als »Auswahl« (Leipz. 1864, 12 Bde.; zweite Folge, das. 1874–76, 12 Bde.) vereinigte, haben meist einen glücklich gewählten historischen Hintergrund, wodurch die Anschauungen und Schilderungen an Klarheit, die Charakteristik an Bestimmtheit gewinnen. Die Komposition ist in der Regel vortrefflich, die Durchführung spannend, die Charakteristik lebendig und psychologisch wahr, wenn auch selten tief, die Darstellung glatt, leicht und anmutig. Auch einen Band »Gedichte« (Stuttg. 1846) und zahlreiche Novellen hat S. veröffentlicht, außerdem: »Das malerische und romantische Westfalen« (mit Freiligrath, Leipz. 1839; 3. Aufl. von Brungert, Paderb. 1889); »Heinrich v. Gagern, ein Lichtbild« (Köln 1849); »Annette v. Droste, ein Lebensbild« (Hannov. 1861, 2. Aufl. 1871). Nach seinem Tod erschienen Schückings »Lebenserinnerungen« (Bresl. 1886, 2 Bde.) und »Briefe von Annette von Droste-Hülshoff und Levin S.« (hrsg. von Theo S., Leipz. 1893). – Seine Gattin Luise, geborne v. Gall, geb. 19. Sept. 1815 in Darmstadt, gest. 16. März 1855, hat sich durch »Frauennovellen« (Darmst. 1845, 2 Bde.) und »Frauenleben«, Novellen (Leipz. 1856, 2 Bde.), die Romane: »Gegen den Strom« (Brem. 1851, 2 Bde.) und »Der neue Kreuzritter« (Berl. 1853) sowie das Lustspiel »Ein schlechtes Gewissen« (das. 1842) bekannt gemacht. Mit ihrem Gatten gemeinsam gab sie »Familienbilder« (Prag[54] 1854, 2 Bde.) und »Familiengeschichten« (das. 1854, 2 Bde.) heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 54-55.
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