Wauters

[436] Wauters, 1) Alphonse, belg. Historiker, geb. 13. April 1817 in Brüssel, gest. daselbst 1. Mai 1898. wurde 1842 Archivar der Stadt Brüssel, in deren Auftrag er 1861–92 öffentliche Geschichtsvorlesungen hielt, und empfing 1892 den Titel eines Honorarprofessors. Seine wichtigsten Veröffentlichungen sind: »Histoire civile, politique et monumentale de la ville de Bruxelles« (mit Henne, Brüss. 1843–45, 3 Bde.); »Histoire des environs de Bruxelles« (1850–57, 3 Bde.); »La Belgique ancienne et moderne. Géographie et histoire des communes belges« (mit J. Tarlier, 1859–87, 4 Bde.); »Le duc Jean I et le Brabant sous le règne de ce prince« (1862, preisgekrönt); »Table chronologique des chartes et diplômes concernant l'histoire de la Belgique« (1866 bis 1896, 9 Tle. in 10 Bdn.); »Les libertes communales« (1878, 2 Bde.); »Hugues Van der Goes, sa vie et ses œuvres« (1872); »Inventaire des cartulaires et autres registres faisant partie des archives anciennes de la ville de Bruxelles« (Bd. 1, 1888 bis 1894); »Bernard van Orley« (Par. 1893) u. Auch veröffentlichte er Beiträge historischen, geographischen und kunstgeschichtlichen Inhalts in den Publikationen der belgischen Akademie, deren Mitglied er seit 1860 war. Vgl. Pirenne, Notice sur la vie et les travaux d'Alphonse W. (Brüssel 1901).

2) Alphonse Jules, Geograph, Kolonialpolitiker und Kunstschriftsteller, Neffe des vorigen, geb. 13. Juni 1845 in Brüssel, wurde 1887 Professor der Kunstgeschichte an der königlichen Akademie daselbst und Generalsekretär der Kongo-Eisenbahn, begründete 1884 die besonders der Entwickelung des Kongostaates sich widmende Zeitschrift »Le mouvement géographique« (Brüssel), deren Leiter er noch ist, und gab außer vielen geographischen und kolonialpolitischen Aufsätzen und Karten heraus: »Le Congo an point de vue économique« (Brüss. 1885); »Stanley an secours d'Emin Pascha« (das. 1890); »Le Congo illustré« (das. 1892–95, 4 Bde.); »L'état indépendant du Congo« (das. 1899); »Carte du Bas-Congo«, 1: 1,000,000 (das. 1896); »Carte de l'État indépendant du Congo«, 1: 2,000,000 (4 Bl., das. 1900). Von seinen kunstgeschichtlichen Schriften ist zu nennen: »La peinture flamande« (3. Aufl., Par. 1890; deutsch, Leipz. 1893).

3) Emil, belg. Maler, Neffe von W. 1), geb. 29. Nov. 1846 in Brüssel, genoß 4 Jahre lang den Unterricht von Portaels, ging dann nach Paris, wo er sich Gérôme anschloß, und von da nach Italien und Deutschland. Nachdem er durch ein Bild: die schöne Edith, den Leichnam Haralds auf dem Schlachtfeld von Hastings findend, die Aufmerksamkeit des Direktors van Sonst auf sich gezogen, sandte ihn auf dessen Veranlassung die Regierung zur Eröffnung des Suezkanals nach Ägypten, von wo er eine große Anzahl von Skizzen und eine Reihe von Genrebildern mitbrachte und wohin er auch später noch zurückkehrte. Seine darauf entstandenen großen Geschichtsbilder: Maria von Burgund, um das Leben ihrer Räte Hugonet und d'Himbercourt flehend; der Wahnsinn des Hugo van der Goes (1871), Sobieski vor Wien, wurden für das Museum in Lüttich und das königliche Museum in Brüssel angekauft. Für das Rathaus in Brüssel malte er: Maria von Burgund beschwört die Privilegien der Stadt Brüssel, und Johann III. von Brabant überläßt den Brüsseler Zünften das Recht der Bürgermeisterwahl (1876). Seine Geschichtsbilder zeichnen sich durch wohlabgerundete Komposition, seine Charakteristik und glänzende Färbung aus. Noch hervorragender ist er in der Bildnismalerei, der er sich in den letzten Jahren ausschließlich gewidmet hat. Mit seinem Geschmack im Arrangement verbindet er in ihnen eine erschöpfende Kunst der Charakterisierung. Genannt seien unter den dargestellten die Prinzessin Clementine von Belgien, Bleichröder, Gallifet, Wrangel, Rothschild. W. ist Mitglied der Akademien in Berlin und München. 1890 ließ er sich dauernd in Paris nieder.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 436.
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