Woronzow

[753] Woronzow, russische gräfliche und fürstliche Familie, deren Stammvater Gawrilo W. bei der Belagerung von Tschigirin in Kleinrußland 1678 seinen Tod fand. Sein Enkel Michael Larionowitsch Graf W., geb. 1710, gest. 1767, Günstling der Kaiserin Elisabeth, war mit deren Cousine, Gräfin Anna Skawronski, vermählt. Er wurde 1744 Vizekanzler und Minister der auswärtigen Angelegenheiten, später Reichskanzler, und Kaiser Karl VII. erhob ihn in den Reichsgrafenstand. Seine Nichte Elisabeth Romanowna war die Geliebte Peters III. vor dessen Thronbesteigung. Nach seinem Tode heiratete sie den Senator Poljanski. Ihre Schwester Katharina Romanowna war die Fürstin Daschkow (s. d.). Eine dritte Schwester war die durch Schönheit und Liebenswürdigkeit ausgezeichnete Gräfin Buturlin. Der Bruder, Graf Alexander W., früher Gesandter an mehreren Höfen, war von 1802–04 Reichskanzler und Minister des Auswärtigen und starb 1806 in Moskau. Ein andrer Bruder, Semen W., geb. 1744, war Gesandter in London und starb 21. Juni 1832 daselbst. Dessen Sohn Michael Graf W., russischer Generaladjutant, geb. 17. Mai 1782 in Moskau, gest. 18. Nov. 1856 in Odessa, war erst Diplomat, focht dann im Kaukasus und in der Türkei und zeichnete sich in den Feldzügen von 1812–14 gegen Frankreich aus. Von 1815–18 kommandierte er das russische Besatzungsheer in Frankreich, nahm dann Anteil am Aachener Kongreß und wurde 1823 Generalgouverneur von Neurußland. Er sorgte mit Erfolg insbes. für die Entwickelung der Krim, wo er das durch seinen Wein berühmte Schloß Alupka besaß. Nach Menschikows Tode 1828 kommandierte er das Belagerungsheer vor Warna und wurde Feldmarschall. 1844 kämpfte er im Kaukasus und nahm 18. Juli 1845 die Hauptfeste Schamyls, Dargo, wofür er mit der Fürstenwürde belohnt wurde. 1854 nahm er seine Entlassung. P. Bartenjew gab »Das Archiv des Fürsten W.« (Mosk. 1870 ff.) heraus. Sein einziger Sohn, Semen Michailowitsch, befehligte im Krimkrieg eine Brigade und 1877–78 das 10. Armeekorps; starb 1882. Ein Vetter des letztern war der Graf Ilarion Iwanowitsch W.-Daschkow, 1881–97 Minister des kaiserlichen Hauses. Er wurde im März 1905 Statthalter des Kaukasus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 753.
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