Belohnung

[548] Belohnung, Vergeltung des sittlichen Guten durch ein natürliches Gut, theils zum gerechten Ersatz für aufgewendete Kraft (Lohn), theils zur Belebung u. Ermunterung des sittlichen Wollens (Prämie). Die B-en können sich auf Leib u. Leben (Genüsse), od. auf das Vermögen, od. die Ehre erstrecken; sie können natürlich sein (unmittelbare gute Folgen der guten Handlung), od. willkürliche, wenn freier Wille sie daran knüpfte; nur die letzteren sind eigentliche B-en. Fast alle Gesetzgebungen wendeten B-en an, wenn auch nicht so häufig wie Strafen, um den Ehrgeiz, bes. des Kriegers, zu wecken od. wach zu erhalten. Vielfach ward schon von den Alten der Tapfere od. sonst um den Staat wohl Verdiente geehrt, z.B. bei den Spartanern durch Aufnahme in die Zahl der Dreihundert, Vorsitz (Proedria) bei Volksversammlungen, Vorrang bei Processionen, Bildsäulen, Grabmäler mit Inschriften, Gedächtnißreden etc. Durch die meisten der genannten B-n ehrten auch die Athener Verdienste; außerdem auch durch freies Speisen im Prytaneum u. durch die Atelie (s.d.). Bei den Römern waren B-n von Seiten des Staates, bes. in früherer Zeit, meist nur für Krieger ausgesetzt (Dona militaria) u. bestanden in Freiheit von mancherlei bürgerlichen Lasten, Ertheilung von Ländereien, Antheil an der Beute, ehrenvolle Entlassung (Commoda missionis), Verdoppelung der Getreideportion, des Soldes u. der Kleider, Kränze, Ketten, Schmuck für Mann u. Roß, Armbänder, Spangen, Ehrenwaffen (z.B. Hasta pura, ein Spieß ohne Eisen; Vexillum, eine bunte, bisweilen mit Gold gestickte Fahne auf einer Lanze). Bes. ward der siegreiche Feldherr belohnt, z.B. durch Beilegung des Titels Imperator von Seiten des. siegreichen Heeres, durch öffentliche Dankfeste (Supplicationes, Gratulationes), Bewilligung eines Triumphes od. einer Ovation (s.d. a.) u.a.m. Seit der Zeit der Völkerwanderung gaben die Güter der Besiegten Gegenstände zu B-en für geleistete Kriegsdienste ab, u. ein großer Theil der Lehen hat hiervon seine Ursprung; später ward die Ertheilung des Adels, das Hinzufügen neuer Zeichen zum Wappen u. der Ritterschlag zu B-en benutzt, endlich Orden gestiftet, von denen schon die Zeichen B-n wurden. Noch im Siebenjährigen Kriege waren solche Ordenszeichen selten, u. Friedrich II. benutzte mehr Geldgeschenke zu B-en; sie wurden aber im Revolutionskriege u. bes. seit Napoleons Herrschaft in allen Staaten sehr häufig. Ähnlich den Orden sind goldene u. silberne Medaillen, die als Ehrenzeichen ertheilt werden. Auch das Avancement außer der Reihe u. auf dem Schlachtfelde ist in neueren Zeiten, bes. von den Franzosen, zu militärischen B-en angewendet worden; Letztere ertheilten während der Revolution auch bes. schöne Waffen (Ehrensäbel, Ehrengewehre) als B.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 548.
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