Bruce [1]

[349] Bruce (spr. Bruhs), berühmte schottische Familie, die diesem Lande Könige gab u. später sich in England ansiedelte. Sie besitzt in England die Grafschaft Ailesbury, Skelton in Yorkshire u.a.m. Merkwürdig: 1) Robert B., Graf von Anandale in Schottland u. von Cleveland in England, Nebenbuhler Johann Baliols, als 1286 der Thron durch den Tod Alexanders III. erledigt worden war, doch wurde ihm Baliol vorgezogen; s. Schottland (Gesch.). 2) Robert B., Sohn des Vorigen, geb. 1275; Anfangs Graf von Carrick, seit 1306 als Robert I. König von Schottland; befreite Schottland von der englischen Herrschaft u. st. 1329, s. ebd. 3) David, Sohn des Vorigen, geb. 1321, folgte seinem Vater 1329 in Schottland, wurde aber wiederholt vertrieben, erhielt erst 1357 den Thron wieder u. st. 1370 ohne Nachkommen als König David II., s. Schottland (Gesch.). 4) Eduard, Bruder von B. 2), half demselben seinen Thron erfechten, wurde 1315 König von Irland u. st. 1318, s. Irland (Gesch). 5) Jakob Daniel, Graf von B., geb. 1670 in Moskau, aus einer zur Zeit Karls I. eingewanderten schottischen Familie, Sohn eines russischen Generals, trat in russische Kriegsdienste, stieg rasch empor, ward General u. Gouverneur von Nowgorod, belagerte 1701 Narwa vergebens, fiel deshalb bei Peter dem Großen in Ungnade, wurde aber bald wieder angestellt u. Generalfeldzeugmeister; er hatte als solcher die Aufsicht über alle Festungen, Magazine u. die Artillerie, deren zweiter Schöpfer er nach Manstein war, befehligte letztere bei Pultawa, hatte 1721 Theil an dem Frieden von Nystadt u. st. 1735. 6) Peter Heinrich, von schottischer Abkunft, geb. in Westfalen, trat 1692 in brandenburgische Dienste, diente unter dem Prinzen Eugen, trat als Capitän in russische Dienste, wohnte 1711 den Türken-, u. 1722 den Perserkriegen bei, war mehrmals in Angelegenheiten seines Hofes in Constantinopel, kehrte 1724 nach Schottland zurück, ward 1740 von der Regierung nach Amerika geschickt, dort Befestigungen anzulegen, u. st. in Schottland 1757. Er schr.: Memoiren, Lond. 1782. 7) James, geb. 1730 in Kinnaird in Stirlingshire; studirte die Rechte, wurde aber nachher Weinhändler, kam 1763 als Consul nach Algier, durchreiste die NKüste Afrika's u. Syrien, 1768–69 Ägypten u. Nubien, dann bis 1773 Habesch u. ging 1769 darauf aus, die Quellen des Nils zu erforschen, glaubte auch dieselben aufgefunden zu haben, während er nur die Quellen eines Nebenflusses untersuchte u. die des Hauptstromes, Bahr el Abiad, unerforscht ließ. B. sammelte über 600 Handschriften, kehrte 1773 nach Schottland zurück u. st. 1794 auf seinem Landgute in Irland. Er schr.: Travels to discover the sources of the Nile (welche als sehr unzuverlässig gelten), Edinb. 1790, 5 Bde. (deutsch von Volkmann, Lpz. 1790–92, 5 Bde., von Cuhn, Rinteln 1791, 2 Bde.). 8) Michael, geb. 1746 in Kinneswood in Kinroßshire; ging 1762 nach Edinburg, wo er sich mit der Poesie beschäftigte u. 1767 st.; er schr.: Elegy on the death of Mr.[349] Ewen; Alexis; Lochleven. Logan gab seine Gedichte als: Poems on several occasions, Edinb. 1770, heraus. 9) Michel, Sohn eines Kaufmanns in London, bereiste den Orient u. war auf der Rückkehr zur Zeit des Processes von Lavalette in Paris. Die Familie desselben sprach ihn um Beistand an, u. B. half den Entkommenen über die Grenze. Er ward deshalb mit seinen Gehülfen Wilson u. Hutchinson zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 349-350.
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