Buchdruckerfarbe

[400] Buchdruckerfarbe, die Schwärze, welche der Buchdrucker zum Drucken braucht, besteht aus Leinölfirniß u. Ruß u. wurde früher von den Buchdruckern selbst bereitet. Der Buchdruckerfirniß wird weit entfernt von bewohnten Orten, aus völlig reinem, wenigstens 12 Monate lang abgelagertem Leinöl in einer kupfernen Buchdruckerfirnißblase, in Form einer Branntweinblase, mit eng zusammenlaufendem Hals, gesotten, indem man ein Anfangs gelinderes, später stärkeres Feuer unter derselben bereitet, auch wohl das Öl, wenn es schäumt, mit einigen Brodschnitten u. Zwiebeln, die man hineinwirft, abkröscht, d.h. ihm die wässerigen Theile entzieht, u. wenn es dick zu werden u. zu brennen anfängt, einen genau passenden Deckel auf die Blase, in welcher gesotten wird, setzt u., damit die Blase den Deckel nicht abwirft eine eiserne Stange durch das Öhr des Deckels u. die Handhaben der Blase schiebt, dann dieselbe vom Feuer nimmt, in ein gegrabenes Kühlloch setzt u. mit Erde bedeckt. Zuweilen springt die Blase, nachdem sie geschlossen worden, durch die Gewalt der elastischen Dämpfe, die sich entwickeln, u. die dabei beschäftigten Arbeiter werden durch den herumspritzenden Firniß beschädigt. Man siedet daher lieber in einem offenen Kessel, od. bringt eine Röhre zur Entweichung der Dämpfe an. Nachdem man guten Firniß erhalten, läßt man denselben einige Wochen stehn (geschieht dies nicht, so senken sich die Unreinigkeiten nicht), schüttet dann den Ruß hinein u. schlägt die B. mittelst hölzerner Schaufeln so lange um, bis sich Ruß u. Firniß gehörig vereinigt haben. Manche reiben auch die B. zur besseren Vereinigung auf einem Marmorsteine mit einem steinernen Reiber, od. auch mit einer eignen Maschine durch. Man sucht der B. einen höheren Ton zu geben, indem man, 1/12, Berliner Blau, od. Indigo u. indianisch Roth, auch Seife zusetzt; zu ganz seiner B. nimmt man Lampenruß, zu ordinären Sorten Ruß aus Steinkohlentheer u. Harz. Es ist gut, zu dem Leinöl etwas Colophonium u. englische Harzseife zu mischen. Auch Canadabalsam brauchen sie zur Beimischung, od. verwenden ihn an Stelle des Leinöls. Der in gleicher Weise benutzte Copaivabalsam ist wegen seines widerlichen Geruchs u. langsamen Trocknens zu diesem Zweck nicht zu[400] empfehlen. Man bereitet starke, mittlere u. schwache B., nach dem Grade der Consistenz, u. braucht die stärkere im Sommer u. auf Schreibpapier, die schwächere im Winter u. auf Druckpapier. Beim Maschinendruck muß die Farbe flüssiger sein als beim Pressendruck. In den letzten Jahren hat indeß bei den erhöhten Ansprüchen an die typographischen Leistungen die eigene Fabrikation der B. fast ganz aufgehört u. man bezieht diese Farben billiger u. besser aus den Buchdruckfarbefabriken, welche theilweise mit sehr großartigen Einrichtungen zur Fabrikation versehen, den Farben durch Reiben mittelst Maschinen u. Dampfkraft die größte Feinheit geben u. die Bereitung der Firnisse wie Ruße als Fabrikgeheimnisse betrachten. Die seinen, namentlich zum Holzschnittdruck geeigneten Farben wurden bisher in der Regel aus England (Parson Fletcher u. Comp. in London) u. Frankreich (Lefranc u. Comp. in Paris) bezogen, die gewöhnlichen Sorten aber eben so gut in Deutschland (Hostmann in Celle, Jänecke u. Schneemann in Hannover) fabricirt. In der jüngsten Zeit ledoch haben auch die deutschen Fabriken, namentlich die letzteren, so bedeutende Fortschritte in ihrer Fabrikation gemacht, daß deren Farben zum Holzschnittdruck wenn nicht die ausländischen übertreffen, doch wenigstens erreichen, so daß auch diese Farben bald nur aus der deutschen Fabrik werden bezogen werden. Zur Bereitung bunter Farben dienen viele der gewöhnlichen Malerfarben, wolche mit Leinölfirniß abgerieben werden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 400-401.
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