Bulgāris

[444] Bulgāris, Eugenios, geb. in Corfu 1716, trat früh in den geistlichen Stand der griechischen Kirche u. bildete sich später in Italien weiter aus. Nach seiner Rückkehr übernahm er 1742 die Leitung einer Schule in Janina u. bekleidete dann auch in Kohani in Macedonien, auf dem Berge Athos u. in Constantinopel verschiedene Lehrämter. Durch die Verbindung des Studiums der Theologie mit dem philosophischen Unterricht zog er sich vielfach Feinde, so wie den ungegründeten Vorwurf der Heterodoxie zu u. mußte, wie früher in Janina, so später auf dem Athos sein Lehramt aufgeben. Als im Jahre 1768 der russische Krieg gegen die Pforte ausbrach, verließ er Constantinopel u. ging durch Deutschland, wo er besonders in Leipzig bis 1772 sich aufhielt, nach Rußland. Die Kaiserin Katharina II. ernannte ihn zum Erzbischof von Cherson; allein er bekleidete diese Stelle nur wenige Jahre u. begab sich nach Petersburg, wo er längere Zeit wissenschaftlich u. literarisch thätig war u. 1806 starb. Er hat in seinen Lehrämtern u. als Begründer von Schulen auf den Unterricht unter seinen Landsleuten unmittelbar u. mittelbar großen Einfluß geübt, u. in gleicher Weise war auch seine Thätigkeit als Prediger u. als Schriftsteller von außerordentlichem Einflüsse auf die Cultur des Volks. Sein encyklopädischer Geist u. die Vielseitigkeit seiner Kenntnisse machten ihn zu einem Reformator seiner Nation u. veranlaßten seine Bemühungen, durch Vermittlung des Geistes des Abendlandes, durch Verbreitung von Kenntnissen u. durch den Geist der Kritik u. der Analyse den Orient zu cultiviren. B. kann in gewisser Beziehung als ein Vorläufer des Korais (s. d.), namentlich auch in Betreff der neugriechischen Sprache, gelten. Unter seinen vielen Schriften, die größtentheils in altgriechischer Sprache verfaßt u. von denen manche bloße Übersetzungen sind, verdienen besondere Erwähnung: Die Logik, Lpz. 1766 (welche die Grundlage des philosophischen Studiums in Griechenland ward u. es fortwährend blieb); Segners Mathematik, Leipzig 1772; Metaphysik, Venedig 1805; Physik, Wien 1805; Lobreden der Heiligen u. Leichenreden. Auf Anlaß der Kaiserin Katharina übersetzte er das russische Gesetzbuch ins Neugriechische, so wie[444] 1786 u. 1791 Virgils Georgica u. Äneide in griechische Verse; auch die Schrift des Adam Zärnicavius über den Ausgang des heiligen Geistes.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 444-445.
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