Dolomīt

[228] Dolomīt, 1) (Braunspath, Perlspath, Bitterkalk, Dolomie, nach dem französischen Geologen Dolomieu genannt), Mineral, krystallisirt in Rhomboëdern, die Krystalle sind selten einzeln, meist in Drusen, zu kugeligen, nierenförmigen, traubigen od. galligen Aggregaten verwachsen, häufig in derben, körnigen, dichten u. porösen Massen; seine Härte ist 3,5–4,5, sein spec. Gew. 2,845. Gewöhnlich ist er farblos od. weiß, auch hellroth, bräunlichroth, braun od. grünlich, enthält kohlensauren Kalk[228] u. kohlensaure Magnesia in verschiedenen Verhältnissen; am häufigsten ist die Verbindung von 1 Atom kohlensaurem Kalk u. 1 Atom kohlensaurer Magnesia. Die körnigen Varietäten bilden oft ganze Gebirgsmassen (s. unten 2); krystallisirt kommt er bes. in Tyrol u. der Schweiz, in Niederösterreich, bei Miemo in Toscana, Glücksbrunn in Thüringen, Tharandt u. Freiberg in Sachsen, Joachimsthal, bei Dorpat (Schmidt, Über die Dolomit-Thone der Umgegend Dorpats, Dorp. 1856) u.a. O. vor; er findet sich häufig auf Erzgängen u. Kalksteinlagern. 2) (Rauchwacke, Rauchkalk, Magnesiakalk, Geogn.), ein körnig krystallinisches, mehr od. weniger dichtes Gestein von poröser, galliger Beschaffenheit, ist eine Verbindung von kohlensaurem Kalk u. kohlensaurer Magnesia, hat meist eine weiße od. licht gelbliche bis bräunliche Farbe u. ist theils frei von Beimengungen, theils enthält er verschiedene Mineralien eingeschlossen, so: Glimmer, Zinkblende, Turmalin, Schwefelkies, Corund, Fahlerz, Auripigment, Realgar etc.; zuweilen ist er bituminös, bes. der Zechstein-D. Er kommt in verschiedenen Gebirgsformationen vor, häufig in Glimmerschiefer, im Zechstein, Muschelkalk, Jura u. in der Kreide, bildet oft mächtige, eigenthümlich geformte Felsmassen, die im Innern von Spalten u. ungeheueren Klüften durchzogen sind; von Schichtung zeigt er keine Spur. Sehr verbreitet tritt er in den Alpen auf, wo er zwischen metamorphischem Schiefer u. Gneuß lagert; auch im Juragebirge erscheint er in Form von schroffen, nackten Felsen von beträchtlicher Höhe; ferner findet er sich in England, wo er an mehreren Stellen die Steinkohlengebilde überlagert, in Anston (Yorkshire) sind großartige Brüche, am Harz u.a. O. Nur manche D-e sind reich an Versteinerungen, in anderen, am Harz, namentlich in den älteren D-en der Alpen, fehlen sie ganz. Über die Entstehung des D-s sind verschiedene Meinungen aufgestellt worden; L. v. Buch glaubte, daß einige D-e durch Sublimation entstanden sein müßten, Haidinger u. Forchhammer erklärten ihn für eine Meeresbildung, indem sie dabei die Gegenwart von schwefelsaurer Magnesia im Meerwasser od. von Bittersalzquellen annahmen. Haidinger stellte zuerst die Vermuthung auf, daß der D. ein Zersetzungsproduct von kohlensaurem Kalk u. schwefelsaurer Magnesia sei, welche letztere zugleich die Entstehung des Gypses verursacht habe. Der D. wurde schon im Alterthum zur Bildhauerei benutzt, auch gibt er einen vortrefflichen hydraulischen Mörtel; ferner wendet man ihn zur Bereitung von Kohlensäure u., wenn er reich an Magnesia ist, zur Darstellung von Bittersalz an.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 228-229.
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