Germain, St. [1]

[235] St. Germain (spr. Säug Schermäng), 1) Flecken (Borough) in der englischen Grafschaft Cornwall, am Kanal La Manche, westlich von Plymouth; ehemals Bischofssitz u. die größte Stadt der Grafschaft; Überreste einer Kathedrale, jetzt als Pfarrkirche benutzt; Fischerei u. Austernfang; 2900 Ew. 2) (St. G. de Calberte, spr. S. Sch. d'Kalbärt), Flecken im Arrondissement Florac des französischen Departement Lozère; Merinoschafzucht, Seidenbau, 1800 Ew. 3) (St. G. en Laye, spr. S. Sch. ang Läh), Stadt unweit des Waldes von St. G. im Arrondissement Versailles des Departements Seine u. Oise; großes kaiserliches Schloß mit Park u. Wildgarten, ehemals Kaserne, jetzt Militärstrafanstalt; Gemüsebau (namentlich für Paris), Gerberei,[235] jährlich großer Markt im Walde; durch Eisenbahn mit Paris verbunden; 11,000 Ew. – Die Stadt soll um ein Kloster entstanden sein, welches König Robert im 11. Jahrh. gründete. Das Schloß erbaute König Karl V. seit 1370 Unter Karl VI. eroberten die Engländer das Schloß, denen es Karl VII. wieder abnahm; Ludwig XI. schenkte es 1482 seinem Arzt Coitier. Seit Franz I. hielt sich der französische Hof (daher Hof von St. G.) gewöhnlich hier auf, u. seine Nachfolger thaten viel zur Verschönerung; hier wurden Heinrich II., Karl IX., Ludwig XIII. (der auch hier starb) u. XIV. geboren. 1570 hier Friede zwischen Karl IX. u. den Hugenotten (s.d.); 17. October 1735 Vergleich zwischen Bernhard von Weimar u. Ludwig XIV., s. Dreißigjähriger Krieg 1679 Friede zwischen Frankreich u. Brandenburg 1689 überließ Ludwig XIV. das Schloß dem vertriebenen König Jakob II. von England, der auch hier 1701 st.; seitdem hat kein König mehr daselbst residirt. 4) (St. E. Laval, spr. S. Sch. Lawahl), Stadt im Arrondissement Roanne des Departements Loire; Fayencefabrik; 1700 Ew. 5) (St. G. les Belles, spr. S. Sch. läh Bell), Marktflecken im Arrondissement Yrieix des Departements Haute-Vienne; 2100 Ew.; 6) mehrere kleinere Orte mit verschiedenen Beinamen in anderen französischen Departements.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 235-236.
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