Glimmer

[408] Glimmer, mit diesem Namen begreift man eine Anzahl von Mineralien, welche durch ihre sechsseitige tafelförmige, theils hexagonale, theils klinorhombische (monoklinoëdrische) Krystallgestalt (hexagonaler u. klinorhombischer G.), ferner durch ihre leichte, basische Spaltbarkeit in die dünnsten elastisch biegsamen Blättchen u. durch den metallähnlichen Perlmutterglanz (daher Katzengold u. Katzensilber) charakterisirt sind. Die G. sind theils optisch einachsig, theils zweiachsig, u. es scheint dieses optische Verhalten u. die Krystallgestalt in einer gewissen Abhängigkeit zu der chemischen Constitution zu stehen, so sind z.B. die kalireichen G. in der Mehrzahl der Fälle klinorhombisch u. optisch zweiachsig. Man unterscheidet folgende Gattungen: a) Kaliglimmer, krystallisirt klinorhombisch, meist in Tafeln, selten in Säulen; eingewachsen u. aufgewachsen, in Drusen, derb u. eingesprengt in blätterigen, schaligen u. schieferigen Massen; sehr vollkommen spaltbar, in dünnen Blättchen elastisch biegsam; farblos, weiß u. verschieden gefärbt, meist gelbuch, graulich, röthlich, silberweiß, gelblichgrau, braun, schwarz, tombackbraun, bronze- bis goldgelb, schwefelgelb, grünlich, u. Blättchen durchsichtig, optisch zweiachsig, mild, Härte 2–3, spec. Gew. 2,8–3,1, besteht hauptsächlich aus kieselsaurer Thonerde u. kieselsaurem Kali; die Thonerde ist zum Theil durch Eisenoxyd, Manganoxyd od. Chromoxyd, das Kale durch Natron, Eisenoxydul od. Manganoxydul ersetzt, zuweilen enthält der Kaliglimmer auch Fluor. Er ist sehr verbreitet, bildet einen wesentlichen Gemengtheil vieler Gebirgsarten, bes. des Granites, Gneußes u. Glimmerschiefers; besonders schön am St. Gotthard, bei Zinnwald in Sachsen, Fahlun in Schweden, Kimito in Finnland, auf Möen, in Cornwall, Sibirien, Peru etc. Wo er in großen Blättern vorkommt, wie in Sibirien u. Peru, benutzt man ihn zu Fensterscheiben (Russisches Glas, Moskauer Glas), besonders auch für Kriegsschiffe, weil solche Fenster beim Abfeuern der Kanonen weniger leiden als Glasfenster. Früher belegte man mit feinen Glimmerblättchen Heiligenbilder (daher der Name Marienglas oder Frauenglas); in China u. auf Ceylon dient er noch jetzt zur Verzierung der Stubenwände u. vieler Gegenstände; in Indien malt man feine Bilder darauf; dünne durchsichtige Glimmerblättchen gebraucht man auch als Objectträger bei Mikroskopen; b) Magnesiaglimmer, krystallisirt in der Regel hexagonal, ist grün, grau, braun, schwarz, meist sehr dunkel, daher nur in dünnen Blättchen durchsichtig, meist optisch einachsig; er enthält 9 bis 25 Procent Magnesia. Er tritt auch als Gemengtheil vieler Gesteine auf. Besonders findet er sich in manchen Basalten, Trachyten, Porphyren u. Graniten; von besonderer Schönheit ist der vom Vesuv, von Sala, Pargas, Miask, Rosendal, Monroe, Karosulik u.a. O.; c) Lithionglimmer (Lepidolith, Schuppenstein, Lillalith), krystallisirt klinorhombisch u. ist dem Kaliglimmer sehr ähnlich; er ist oft rosen- od. psirsichblüthenroth gefärbt, hinsichtlich seiner chemischen Constitution treten mancherlei Verschiedenheiten auf; er färbt die Löthrohrflamme roth; findet sich besonders bei Penig, Zinnwald u. Altenberg in Sachsen, Rozena u. Iglau in Mähren, bei Katharinenburg u. in Massachusetts in Nordamerika, Cornwall, Skutterud in Norwegen etc.; d) Fuchsit, s.d.; e) Chromglimmer, gelblichgrün, enthält 6 Procent Chromoxyd u. 11,6 Procent Magnesia, spec. Gew. 2,75; [408] f) Rubellan, zum Theil wahrscheinlich im veränderten Magnesiaglimmer, krystallisirt hexagonal, bräunlichroth bis ziegelroth, undurchsichtig, spröd u. unbiegsam, findet sich in manchen Vasalen, Melaphyren u. Laven; g) Phlogopit, dem vorigen ähnlich, aber klinorhombisch, aus New York.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 408-409.
Lizenz:
Faksimiles:
408 | 409
Kategorien: