Görlitz [1]

[479] Görlitz, 1) Kreis im preußischen Regierungsbezirk Liegnitz, 161/10 QM., 70,000 Ew.; ist südlich gebirgig (Landeskrone, 1304 Fuß), lebhafte Industrie; 2) Kreisstadt darin, sonst zweite der Sechsstädte u. Hauptstadt des zweiten Kreises der Oberlausitz, an der Neiße u. der Sächsisch-schlesischen u. Niederschlesisch-märkischen Eisenbahn; hat Oberlausitzer Gesellschaft der Wissenschaften, mit Bibliothek, wissenschaftliche u. Kunstsammlungen, Naturforschende Gesellschaft mit Naturaliensammlung, Gymnasium (in einem an der Stelle des ehemaligen Franciscanerklosters im gothischen Style 1856 erbauten Gebäude), die höhere Bürgerschule seit 1837, 8 evangelische Kirchen, darunter die Petri- u. Paulskirche, neue katholische Kirche, ferner die kleine Kirche zum heiligen Kreuz mit dem heiligen Grabe, Rathhaus, Theater, Kaserne, Hauptwache (Kaisertrutz), Ständehaus für die Oberlausitzer Stände, königliches Kreisgericht u. Inquisitoriat, königliche Strafanstalt für 800 Gefangene, städtisches Corrections-, Armen- u. Waisenhaus, städtisches Krankenhaus, Anstalt für verwahrloste Kinder, Handelskammer, königliche Bankcommandite, Gewerbeverein, Färbereien, Bleichen, Wollspinnmaschinen, Appreturanstalten, Tuchmanufacturen, ansehnlicher Handel, bes. in Tuch, nach der Levante, Freimaurerloge zur gekrönten Schlange; 25,500 Ew. In der Nähe (in Hermsdorf) Braunkohlenlager. – G. lag im alten Milziener Lande u. hieß Drebenau, über welchem sich eine Grenzveste gegen die Slawen erhob. Drebenau, öfter belagert, ging mehrmals in Feuer auf, Herzog Sobieslaw, welcher G. ummauerte u. zur Stadt erhob, nannte sie Horzelecz. 1346 trat G. zu dem Oberlausitzer Sechsstädtebunde (s. Lausitz). 1429 wurde es von den Hussiten belagert u. verbrannt. Im Dreißigjährigen Kriege wurde es abwechselnd von den Schweden u. Kaiserlichen u. namentlich 1633 von Wallenstein mit Sturm genommen; 1641 wurden die Schweden unter Wanke durch die Kaiserlichen belagert. Am 7. Sept. 1757 in der Nähe Gefecht zwischen den Preußen u. Österreichern, Letztere Sieger; am 23. Mai 1813 zwischen den Russen u. Franzosen ein hitziges Gefecht; die Russen verbrannten die Brücke über die Neiße. Vgl. Büsching, Alterthümer der Stadt G., Görl. 1825. 3) Stadt, so v.w. Gorlyce.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 479.
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