Hafis [2]

[840] Hafis (Hafiz), 1) H. Ledin Illah Abdol Mehschid, der achte fatimitische Khalif in Ägypten, s.d. (Gesch.), 1129–49. 2) (Hafiz, Schems-ed-D in Mohammed), einer der berühmtesten persischen Dichter, geb. zu Anfang des 14. Jahrh. in Schiras, widmete sich der Theologie u. Rechtskunde, welche er auch lehrte, u. lebte unter der Dynastie der von ihm gepriesenen Mozafferiden in seiner Geburtsstadt. Von Timur, welcher 1388 nach Schiras kam, wurde er mit großer Aufmerksamkeit behandelt; er st. 1388 od. 1391 in Schiras. Nachdem er lange den weltlichen Genüssen gelebt, soll er als Greis ein eifriger Sufi geworden sein; dennoch entstanden bei seinem Tode zwischen seinen Feinden, welche ihn verketzerten, u. seinen Freunden Streitigkeiten wegen seines Begräbnisses. Die Lieder u. Elegien des H. wurden erst nach seinem Tode in einem Divan gesammelt, der unendlich oft abgeschrieben u. commentirt wurde. Im Druck erschien er: Calc. 1790 u. 1826, zu Bombay 1828 u. 1850, zu Cawnpore 1831 u.ö. Die Ausgaben von Bulak (1840, 3 Bde) u. zu Constantinopel (1841) enthalten auch die türkischen Scholien des Sudi, welche auch zum Theil in die Ausgabe von H. Brockhaus (Lpz. 1854–59, Bd. 1 u. 2) aufgenommen sind. Seinen Gedichten, in denen er mit Anmuth u. Feuer Wein, Liebe u. Luft besingt, wird von den frommen Moslems oft ein mystischer Sinn untergelegt, welchen Schemi, Sururi u. And. in Commentaren zu erörtern sich bemüht[840] haben. Eine freie deutsche Übersetzung gab Joseph von Hammer (Tüb. 1812–15, 2 Bde.); auch Goethe im Westöstlichen Divan feiert ihn. In Daumers Gedichten des H. (1. Sammlung Hamb. 1846, 2. Samml. Nürnb. 1851) ist H. nur der Typus eines Weisen, welcher sich dem heitern Lebensgenuß zuwendet. Noch gegenwärtig wird das Grabmal des H. bei Schiras häufig von frommen Moslems besucht. 3) Mehmet H. Pascha, geb. 1796 in Tscherkessien, wurde sorgfältig erzogen u. konnte in seinem 17. Jahre den Koran auswendig (daher sein Beiname H.), 1814 ging er nach Constantinopel, nahm Dienste bei der äußern Serailwache des Sultans u. wurde bald Offizier; bei der Bildung eines regelmäßigen Militärs wurde H. Gemeiner in einem Cavallerieregiment, stieg aber so rasch, daß er in dem Russisch-türkischen Kriege von 1828–29 schon Oberstlieutenant war; nach diesem Kriege wurde er Brigade- u. später Divisionsgeneral; nachdem er einen Aufstand in Albanien gedämpft hatte, wurde er Statthalter von Scutari u. von Kutayah, 1837 löste er Reschid Mehmet im Oberbefehl über die Taurusarmee ab u. zog 1839 gegen die Ägyptier an den Euphrat, wo er bei Nisib ganzlich geschlagen u. in Folge davon 1840 zurückberufen u. zum Befehlshaber der Provinz Adrianopel ernannt wurde; 1842 verwaltete er interimistisch das Kriegsministerium, wurde hierauf Seriaskier der Truppen von Anatolien, 1843 Gouverneur von Belgrad, 1845 Gouverneur von Macedonien, Thessalien u. Epirus u. 1846 zurückberufen, um in Constantinopel die Verwaltung der Polizei u. das Gouvernement des Bosporus zu übernehmen; im März 1847 dieser Stellen wieder enthoben, wurde er Befehlshaber in der Statthalterschaft Janina, 1850 Vezier u. Gouverneur von Ostalbanien v. 1854 Gouverneur von Trapezunt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 840-841.
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