Hemmung

[234] Hemmung, 1) jedes Hinderniß; 2) (Echappement), Vorrichtung, durch welche der sonst zu schnelle Gang eines Uhrwerks verlangsamt u. gleichförmig gemacht (gehemmt) wird. An dem letzten Rade der Uhr, meist einem Steigrad (Hemmungsrad), wird ein Widerstand angebracht, der jedoch die Bewegung nicht ganz hindert; diesen schafft bei Pendeluhren das Pendel, bei Unruhuhren die Unruhe u. Spiralfeder; beide heißen deshalb Regulatoren. Die H. verbindet das durch den Bewegungsapparat (Gewicht od. Feder) in Gang gesetzte Räderwerk mit dem Regulator u. nöthigt dasselbe mit seinem Zeiger die in einem bestimmten Zeitmaße erfolgenden Schwingungen abzuzählen u. anzuzeigen, indem sie dem Bewegungsapparat immer nur nach Vollendung einer Schwingung des Regulators gestattet, das Steigrad um einen Zahn vorwärts zu bewegen, dessen Bewegung sich dann den übrigen Rädern mittheilt. Die Spiralfeder schwingt sich nämlich um eine Spindel, an welcher zwei Lappen in einem Winkel angebracht sind u. in die Zähne des Steigrads eingreifen; mit dem Pendel ist meist ein Anker verbunden, dessen zwei Arme in das Steigrad eingreifen. Der Weg, den die Lappen od. die Arme des Ankers zwischen zwei Zähne machen, heißt Bogen (Hebebogen). Da nun die Regulatoren einen größeren Raum durchlaufen müssen, während das Steigrad um einen Zahn fortrückt, so kann zugleich die Bewegung des Steigrads u. der ganzen Uhr nicht zu schnell werden. Man unterscheidet: a) zurückfallende H. (Echappement à recul), wo der Zahn der Schwingung des Regulators ein Stück folgen, also etwas zurückgehen muß, ehe er dem Regulator von Neuem Bewegung mittheilt, sie ist die gewöhnlichste; b) ruhende H. (Abfall, Echappement à repos), hier stößt der Regulator zunächst auf einen, mit ihm concentrisch liegenden Zirkelbogen (Ruhebogen, Ruhe), u. es bleibt der Zahn des Hemmungsrades während der einen Schwingung des Regulators still stehen, gibt ihm aber dann bei der nächsten Schwingung von Neuem Bewegung; die ruhende H. findet bei der Cylinderuhr statt; c) freie H. (Echappement libre), von dem Engländer Mudge erfunden u. von dem Franzosen Berthoud verbessert. Das Hemmungsrad wird durch einen Einfall in Ruhe gesetzt, welchen der Regulator bei der zweiten Vibration aushebt u. so das Rad wieder frei macht. Dieser Einfall ist mit einer Feder an der Hemmungsscheibe angebracht. Es findet also zwischen dem Regulator u. dem Hemmungsrad gar keine Friction statt. Noch immer suchen Mechaniker die H. zu verbessern.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 234.
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