Junges Deutschland

[180] Junges Deutschland, 1) s.u. Junges Europa; 2) eine Gruppe gewandter Schriftsteller, welche, ohne zu einer literarischen Propaganda sich zu constituiren, ein freies Literatenleben als Beruf wählten Die Veranlassung zu der Benennung gab Wienbarg (s.d.), welcher im Jahr 1834 seine Ästhetischen Feldzüge der deutschen Jugend widmete u. diese bei der Gelegenheit als J. D. anredete. Die bekanntesten Glieder dieses, auf verschiedenen Wegen gemeinsame Zwecke verfolgenden J-n D-s waren: Gutzkow, Wienbarg, Laube, Mundt, Kühne. Unzufrieden mit der bestehenden Ordnung in Staat, Kirche u. Familie, predigten sie in ihren Schriften, an H. Heine sich anlehnend, die Emancipation von den socialen Privilegien u. ihren Formen, überhaupt von den Beschränkungen, welche Tradition u. Sitte in das gesellschaftliche Leben eingeführt haben (s. Emancipation). Außerdem erhoben sie sich noch bes. gegen jede Autorität in der Literatur, u. bes. Goethe war es, welchen Mehrere zum Gegenstand ihrer Angriffe machten. Ihre Gedanken u. Urtheile, Kritiken u. Schilderungen legten sie in periodischen Zeitschriften u. Unterhaltungsblättern, in Taschenbüchern u. Sammelwerken, in Novellen u. Dramen, Briefen u. Reisebeschreibungen nieder. Ihr Streben war vorzugsweise auf angenehme Unterhaltung gerichtet, daher sie auch großen Werth auf die Form, auf eleganten Styl u. Leichtigkeit der Darstellung legten. Als entschiedenster Gegner des J-n D-s trat Wolfgang Menzel auf, u. bald erfolgte von Seiten des Deutschen Bundestages ein Verbot der sämmtlichen Schriften des J-n D-s, die Heineschen mit inbegriffen. Die Erfahrungen, welche die genannten Schriftsteller bei ihren Tendenzen gemacht hatten, brachte sie auf eine andere Bahn; sie wurden ernster u. gemäßigter, näherten sich mehr dem Bestehenden u. wandten sich tieferen Studien u. der reinen Kunstproduction zu.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 180.
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