Maronīten

[914] Maronīten, Volk, hauptsächlich auf dem Kesruan (Theil des Libanons in Syrien) wohnend, zu 525,000 Köpfe gerechnet; bildet eine eigene gleichnamige Secte. Die M. haben die Syrische Sprache zur heiligen, ein Idiom des Arabischen zur Umgangssprache; wohnen familienweise in Dörfern,[914] leben einfach, ehrlich, arm, doch ohne Bettler, gastfrei, treiben Acker-, Wein-, Tabaks-, Baumwollenbau, u. theilen sich in zwei Klassen, Scheiks (Erbadel) u. Volk. Die Regierung führen vier Oberscheiks, welche patriarchalisch herrschen, aber im Krieg Anführer sein müssen. Sie zahlen seit 1588 Abgaben an die Pforte. Sie entstanden zu Ende des 7. Jahrh. aus einer aus Rom geflüchteten u. am Libanon sich niederlassenden Anzahl Christen von monotheletischen Ansichten, unter Johann Maro, welcher ihr Patriarch wurde u. nach welchem sie sich nannten. Im 12. Jahrh. vereinigte sie der Patriarch Aimerius in Antiochien mit der Abendländischen Kirche, u. 1736 nahmen sie die Beschlüsse der Tridentiner Kirchenversammlung an. Sie gehören jetzt ihrer Confession nach zu den römisch-katholischen Christen (mit einigen Vorrechten, wie Messe in Syrischer Sprache, Priesterehe, Abendmahl unter beiderlei Gestalt, etc.), erkennen den Primat des Papstes an, leben aber nach ihrer alten kirchlichen Verfassung unter ihrem, stets Peter Patriarch von Antiochien genannten u. im Kloster Edama Kanobin residirenden geistlichen Oberhaupt; alle zehn Jahre legt der Patriarch, unter dem noch sechs Bischöfe u. zahlreiche niedere Geistliche stehen, an den Papst Rechenschaft ab. Das weltliche Oberhaupt, der oberste Scheik od. Emir, residirt in Dschebail (sonst Byblus), obgleich sich der Hauptsitz der M. im Gebirge befindet. In ihren gottesdienstlichen Versammlungen, deren Einrichtung sie von Ephraem dem Syrer herleiten, werden die Perikopen erst in der syrischen, dann in arabischer Sprache verlesen. Auch die Priester nähren sich von Handarbeit. Die Mönche u. Klosterfrauen leben streng in Wandel u. Fasten, genießen hohe Achtung bei dem Volke u. zeichnen sich vor den Weltleuten, gleich den Geistlichen, durch eine blaue Binde um die Kopfbedeckung aus. Gregor XIII. stiftete für die M. 1584 ein bes. Collegium in Rom, um junge M. für den Kirchendienst durch Jesuiten bilden zu lassen. Unversöhnliche Feinde der M. sind die benachbarten Drusen (s.d.), welche seit 1840 ein Übergewicht über sie erhalten haben u. mit denen sie erbitterte Kämpfe führen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 914-915.
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