Massa Carrāra

[945] Massa Carrāra, 1) früher selbständiges, jetzt als Provinz zu Modena gehöriges Herzogtum in Oberitalien, am Golf von Genua des Mittelmeeres gelegen; besteht aus dem Herzogthum M. u. dem Fürstenthum Carrara; 47/10, QM.; ist durch die Apenninen gebirgig, doch sehr fruchtbar, bat einige Küstenflüsse (Frigido, Lavenza) u. 76,390 Ew.; Producte: Oliven (mit bes. gutem Öl), weißer Marmor (der ganze Berge [Apuanisches Gebirg] bildet u. vorzüglich nach England u. der Levante geht), Wein. Obst, Seide etc.; 2) (M. Ducale) Hauptstadt links am Frigido; hat mehre Plätze, Bischof, Kathedrale, Schloß, Castell, Collegium, [945] Seminar, Bibliothek, Akademie der Bildhauer u. Baukunst, Handel (mit Marmor, Öl, Seide, Früchten); 15,472 Ew. – M. stand im Mittelalter eine Zeit lang unter der Herrschaft der Genueser, gehörte dann einige Jahrh. dem Hause Malaspina u. kam 1520 an Lorenz, Grafen von Florentillo, aus dem genuesischen Geschlechte Cybo, welcher die Ricciarda Malaspina heirathete; 1568 wurde Alberich Cybo I. vom Kaiser Maximilian II. zum Fürsten von M. u. Markgrafen von Carrara u. 1664 Fürst Alberich Cybo II. vom Kaiser Leopold zum Herzog von M. u. Fürsten von Carrara ernannt. Die Tochter u. Erbin des letzten Herzogs aus dem Hause Cybo, Maria Teresa, vermählte sich 1741 mit dem Erbprinzen von Modena, Ercole Rinaldo, u. hinterließ von diesem eine einzige Tochter, Maria Beatrice (s.d. 12), Herzogin von Este, die sich mit dem Erzherzog Ferdinand von Österreich vermählte. 1790 erbte Beatrice von ihrer Mutter Maria Teresa M. u. Carrara, wurde aber 1796 durch die Franzosen verdrängt u. M. C. wurde zum Fürstenthum Lucca, den Fürsten Bacchiocci gehörig, geschlagen. Durch den Wiener Congreß 1815 wurde Beatrice in M. C. restituirt u. erhielt noch überdies die Lehen in der Lunigiana; nach ihrem Tode 1829 fielen alle drei an ihren Sohn Franz IV. von Este, Herzog von Modena.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 945-946.
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