Terpentin

[388] Terpentin (Terebinthina), eine aus Harz (Colophonium) u. ätherischem Öl (Terpentinöl) bestehende Flüssigkeit, welche aus den in die Rinde verschiedener Pinus-, Abies- u.a. Nadelholzarten gemachten Einschnitten während der Frühlings- u. Sommermonate ausfließt. Je nach der Art des Baumes, von welchem der T. stammt, zeigt er geringe Verschiedenheiten. Im Allgemeinen ist er halbflüssig, äußerst klebrig, von hell honiggelber Farbe, nicht unangenehmem Geruch u. brennend bitterm Geschmack; an der Luft trocknet er, indem das ätherische Öl sich verflüchtigt, zu einem spröden Harze ein; in der Wärme wird er dünnflüssig u. brennt mit hell leuchtender rußender Flamme. Man unterscheidet folgende Sorten: a) Gemeiner T. (Französischer T., Bordeauxer T.), von der Weißtanne (Pinus abies), der Kiefer (Pinus sylvestris) u. der Meerstrandskiefer (Pinus maritima), fließt theils freiwillig, theils aus Einschnitten in der Rinde aus, ist dickflüssig, klebrig, zäh, hellgelb, enthält etwa 25 Proc. Terpentinöl, löst sich in starkem Alkohol auf. Das nach dem Sammeln des flüssigen T-s während des Winters ausfließende Harz enthält weniger ätherisches Öl u. kommt unter dem Namen Galipot in den Handel. b) Strasburger T. (Schweizer T.), von der Weißtanne (Abies pectinata), riecht stark, etwas citronenartig, ist honiggelb, durchsichtig od. milchig; mit dem Alter wird er glasartig u. gleicht dann sehr dem Mekkabalsam; er wird in der Heilkunde angewendet; c) Venetianischer T. (Gelber T., T. aus dem Elsaß, den Vogesen, von Briançon), wird im südlichen Frankreich, Steyermark, Tyrol, der Schweiz u. Ungarn gewonnen u. kommt über Venedig in den Handel, daher der Name; ist der beste u. geschätzteste; flüssig, sehr klar, durchsichtig, gelbgrünlich, riecht angenehm, löst sich in Alkohol ohne einen Rückstand zu hinterlassen; d) Karpatischer T., von Pinus cimbra, ist dünnflüssig, lichtgelb od. farblos, von schwachem wachholderartigem Geruch; e) Ungarischer T., von Pinus mughos; ist klar, dünn, enthält das vom Terpentinöl verschiedene Oleum templinum; f) Cyprischer T. (Chiotischer T.)., von Pistacia terebinthus, ist fast hart, geruchlos, gelbgrünlich od. gelblichweiß, undurchsichtig, von schwachem Geschmack; g) T. von Boston, wahrscheinlich von Pinus australis, ist in England sehr gebräuchlich. Das T. wird bes. zu Firnissen, Lacken u. Kitten, sowie in der Arzneikunst angewendet.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 388.
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