Lembke, Johann; Bärensprung, Familie

[604] (Lembke) Bärensprung. Als erster Buchdrucker der Stadt Schwerin in Mecklenburg wird Peter Schröder genannt. Er war der Sohn eines Magisters und besaß seit 1671 ein Druckprivileg in Parchim, woselbst er aber anscheinend seinen Unterhalt nicht fand, da der Bedarf an Drucksachen zu gering war. Er versuchte nun in mehreren Eingaben an den Schweriner Magistrat die Erlaubnis zur Niederlassung in dieser Stadt zu erhalten, was ihm 1683 auch glückte. Man bewilligte ihm außer freier Wohnung »vom Kornboden« jährlich 2 Drömpt Roggen und Malz sowie 30 Reichstaler in bar. Aus seiner Presse gingen vorwiegend Ratsverordnungen, Gesetzesvorschriften und andere kleine Drucke hervor. Um 1695 starb Schröder; ihm folgte nach kurzer Zeit sein Tochtermann Hartwig Lübke, der 1702 den Titel eines Hofbuchdruckers erhielt, aber bereits im folgenden Jahre starb. Seine Witwe heiratete den von Dömitz nach Schwerin gekommenen Buchdrucker Johan Lembke[604] der 1714 starb. 1715 trat die Witwe Lübke-Lembke zum drittenmale in die Ehe und zwar mit Wilhelm Bärensprung, dem Ahnherrn der bekannten Schweriner Buchdruckerfamilie dieses Namens.

Bärensprung war 1692 in Zwickau geboren, stand in mecklenburgischen Kriegsdiensten und machte als Gemeiner im Regiment von Bohlen den Feldzug nach Brabant mit. Unterm 28. Januar 1716 wurde ihm für Schwerin das »Buchdrucker Privilegium und Exemption« erteilt. Glänzende Geschäfte scheint Bärensprung im Beginn seiner Tätigkeit nicht gemacht zu haben, denn er bittet die Regierung ihm »den mercklichen abgang durch zulängliches Salarium zu ersetzen«, oder aber ihn mit einer »neben Charge am Hoffe zu versehen«. Im Jahre 1757 rief Bärensprung die jetzige »Mecklenburgische Zeitung« als privilegierte wöchentliche Zeitung unter dem Titel »Schwerinsche Zeitungen von den merkwürdigsten Weltgeschichten« ins Leben. Seit 1767 erschien das Blatt, welches zu Ende des vorigen Jahrhunderts den Namen »Neue Schwerinsche Politische Zeitung« angenommen hatte, dreimal in der Woche. Seit 1848 wurde die Zeitung als »Mecklenburgische Zeitung« herausgegeben und seit 1881 zu einem täglich zweimal erscheinenden Blatt gemacht. 1760 überließ der am 3. August 1761 gestorbene Hofbuchdrucker die Druckerei seinem Sohne Christian Johann Wilhelm Bärensprung. Als dieser 1804 starb, erwarb die ganze Verlagsabteilung die Bödnersche Buchhandlung in Schwerin.

Bis 1884 ist die Druckerei im Besitz der direkten Nachkommen Wilhelm Bärensprungs geblieben, dann übernahm sie der jetzige Besitzer C. Francke, der den Verlag, welcher bisher von der Stillerschen Hofbuchhandlung ausgeliefert worden war, nunmehr unter eigener Firma vertrieb. Neben der schon erwähnten Tageszeitung erscheint im Verlage seit 1775 der Staatskalender, sowie einige Amtsblätter der dortigen Regierung. Der übrige Verlag setzt sich vorzugsweise aus Schulbüchern und Kalendern zusammen. Sonst umfaßt das Geschäft jetzt eine Buchdruckerei mit Stereotypie, Lithographische Anstalt, Photographisches Atelier mit Klischeefabrikation, eine Anstalt für Lichtdruck, Kautschukstempelfabrik und endlich Buchbinderei.

Quellen: Schröder, die Anfänge des Buchdrucks in Schwerin (aus Jahrbücher des Vereins für mecklenburgische Geschichte 60. Bd.); Verlagskatalog 1894.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 4. Berlin/Eberswalde 1907, S. 604-605.
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